Fußball-WM 2022 in Katar

Info-Grafik zur WM 2022 in Katar
Mel | Bessere Welt Info

MENSCHENRECHTS-LEITFADEN für KATAR und die ➡️ FIFA-WELTMEISTERSCHAFT 2022

Dieser ausführliche Leitfaden zur Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar richtet sich an Menschenrechtsaktivisten, Fußballfans und kritische Bürger. Wir bieten zuverlässige und wichtige Informationen und mehr als 150 Beiträge für Reisende, Zuschauer zu Hause und diejenigen, die auf positive soziale Veränderungen drängen. Bei uns findest du vielseitige Hintergrundinformationen wie Top-Nachrichtenquellen, soziale Medien und offizielle Links, einschließlich der FIFA-Ethikkommission.

Auf unserer englischen Seite Better World Info gibt du zudem über 1.000 gut recherchierte Beiträge zur Menschenrechtssituation in Katar und der derzeit stattfindenden WM. Mit vielen Videos, NGO-Berichten und Verweisen auf wichtige internationale Medien und Journalisten.

Die Gesellschaft in Katar ist konservativ-islamisch mit einer relativ liberalen Form des Wahhabismus. Lange Kleidung, Beschränkungen des Alkoholverkaufs und andere tief verwurzelte Traditionen werden für die Menge festlicher und euphorischer Fußballfans gelockert.

Im Vergleich mit anderen Golfstaaten präsentiert der Emir von Katar Tamim bin Hamad Al Thani eine fortschrittliche und moderne Regierung. Alle Bürger, einschließlich Frauen, genießen kostenlose Bildung. Das Gesundheitswesen wird ebenfalls staatlich finanziert, und die Alters- und Rentengesetze gehören zu den großzügigsten der Welt.

Dieses soziale Sicherungsnetz wurde in den letzten Jahren um Arbeitnehmerrechte und ein Mindestlohngesetz erweitert. Das umstrittene Kafala-System, das Sklaverei und Zwangsarbeit zuließ, wurde 2016 teilweise abgeschafft.

2010 gewann Katar die Bewerbung um die Fußball-Weltmeisterschaft. Das war von Anfang an umstritten. Denn Katars Motivation hierfür wurde als Sportwashing bezeichnet – neben Vorwürfen der Korruption und Bestechung im Zusammenhang damit. Der Einfluss der Geopolitik spielte offensichtlich eine Rolle, aber wann nicht? Dies ist nicht das erste Mal, dass ein großes Sportturnier unter fragwürdigen Bedienungen vergeben wird.

Auch der internationale Fußballverband FIFA steht seit Jahren in der Kritik, Korruption und kriminelle Machenschaften auch in Verbindung mit WM-Vergaben zu tolerieren oder zu begünstigen. Kritische Statements der Mannschaften zur Menschenrechtssituationen in Katar, zB das Tragen der One-Love-Binde, wurden durch die FIFA verboten.


Doch wie ist die Menschenrechtslage in Katar?

Während Katar eines der reichsten Länder der Welt ist und seine Bürger eine Fülle von Sozialleistungen genießen, sind tatsächlich bis zu 90 % der Menschen, die im Land leben, keine Staatsbürger.

Die Mehrheit dieser über 2 Millionen Menschen besteht aus Wanderarbeitern, die nur sehr geringe bürgerliche Rechte haben und von Grundfreiheiten wie Gesundheitsversorgung und Mindestlohngesetzen ausgenommen sind. Sie werden ausgebeutet, schlecht oder gar nicht bezahlt und müssen unter unmenschlichen Bedingungen arbeiten und leben.

Die genaue Zahlen sind nicht zu bekommen, aber Schätzungen gehen von über 6.500 Todesfälle von Wanderarbeitern in einen Zeitraum von 12 Jahren aus. Es ist jedoch unklar, wie viele dieser Todesfälle in direktem Zusammenhang mit den Arbeitsbedingungen und dem Bau der Stadien und der dazugehörigen Infrastruktur standen.

Menschenrechtsfragen in Katar sind zwar allgegenwärtig, wurden aber im Vorfeld des Turniers ins mediale Rampenlicht gerückt. So wurde auch die Diskriminierung von Homosexualität thematisiert, die mit bis zu fünf Jahren Gefängnis geahndet wird. Das Recht, die sexuelle Orientierung zu wählen, ist verboten. Viele Aktivisten wurden verbannt oder verhaftet. Dies ist zu Recht von großer Bedeutung für LGBTQI+-Fans und -Befürworter, die zur WM reisen möchten.

Auch die Meinungs- und Religionsfreiheit ist stark eingeschränkt. Katar belegt im RSF Global Press Freedom Index den 119. Platz von 180 Ländern für Pressefreiheit. Die Kontrolle des Landes über die Medien ist umfangreich, und unzureichende Berichterstattung und Zensur sind allgegenwärtig.

Frauen in Katar genießen nicht die gleichen Rechte wie Männer. Diskriminierung und Gewalt im Rahmen männlicher Vormundschaft sind legal. Die Bewegungsfreiheit von Frauen ist eingeschränkt und dürfen viele wichtige Entscheidungen über ihr eigenes Leben nicht selbstständig zu treffen.

Das katarische Familienrecht begünstigt Männer auch in Bezug auf das Sorgerecht, die Finanzen und das Erbe. Die staatliche Überwachung von Frauen, insbesondere im Internet, ist an der Tagesordnung, umso mehr, wenn es um politische Rechte und Frauenrechte geht.

Die Verfolgung von Gesetzesverstößen ist brutal. Misshandlungen von Häftlingen, Folter und die Todesstrafe sind Mittel des katarischen Justizsystems.

In vielen Teilen der Welt gab es anlässlich dieser Missstände Protestaktionen, die soziale und politische Reformen fordern. Zu ihnen gehörten professionelle Fußballspieler, Musiker, Journalisten und Nichtregierungsorganisationen, die sich kritisch zur Menschenrechtslage und der Notwendigkeit von Veränderungen geäußert haben.

Mit einer Punktzahl von 5,8 (wobei 0 das Ziel ist) liegt Katar 2022 im „Fund for Peace Human Rights and Rule of Law Index“ sehr nahe am Weltdurchschnitt von 5,4. Katar's Punktzahl und der globale Durchschnitt haben eindeutig viel Raum für Verbesserungen. Denn leider kommt es in den meisten Ländern zu Menschenrechtsverletzungen.


Welche Umweltauswirkungen hat die Weltmeisterschaft in Katar?

Für die astronomische Summe von 220 Milliarden US-Dollar baute Katar erstaunliche acht neue Stadien sowie die notwendige Infrastruktur, die für die Ausrichtung eines solchen Mega-Events erforderlich ist.

Katar's Behauptung, die erste klimaneutrale Weltmeisterschaft überhaupt zu sein, wurde schnell als Greenwashing entlarvt. Tatsächlich hat die fehlende Nachhaltigkeit genauso häufig Schlagzeilen gemacht wie Menschenrechtsfragen. Klimatisierte Stadien und die prognostizierten 400 täglichen Flüge nach und von Katar, machen sie zur Weltmeisterschaft mit dem höchsten CO2-Ausstoß in der Geschichte.

Schätzungen zufolge wird das Turnier rund 3,6 Millionen Tonnen Kohlenstoff produzieren. Bei der WM 2018 in Russland waren es 2,1 Millionen. Diese Sport-Mega-Events sind wahre Klimakatastrophen. Zum Vergleich: Namibia hat im Jahr 2021 3,9 Millionen Tonnen freigesetzt.

Als eines der reichsten Länder der Welt und einer auf fossilen Brennstoffen basierenden Wirtschaft besitzt Katar eine äußerst schlechte Umweltbilanz. Das Land hat sogar die sechsthöchsten Treibhausgasemissionen pro Kopf der Welt.

Mit nur wenig erkennbaren Anstrengungen zur Einhaltung der Ziele für nachhaltige Entwicklung 2030 und einer Verdopplung der Erdgasproduktion, scheint das Land jedenfalls auf dem falschen Weg zu sein.

Was könnte Katar stattdessen mit seinem Geld machen? Leider scheinen ausufernder Materialismus und Katar Hand in Hand zu gehen. Anstatt endlos Wolkenkratzer zu bauen, Luxusautos zu sammeln und gigantische Sportveranstaltungen, nur um des Rufes willen zu veranstalten, schlagen wir von Bessere Welt Info eine alternative Nutzung dieses Reichtums vor.

Beispielsweise könnte man diese enormen Ressourcen, in erneuerbare Energien, Klimaanpassungsprojekte und Kohlenstoffabscheidung investieren. Oder stell dir vor, was Katar's Milliarden für die globale Friedensdiplomatie, die Bekämpfung des Klimawandels oder die Verbesserung der Bildungssysteme der Länder des globalen Südens tun könnten.

Katar kann es sich mit Sicherheit leisten, allen einen existenzsichernden Lohn zu zahlen, unabhängig von ihrem Status. Anstatt Millionen für PR-Kampagnen auszugeben, um ihre Behandlung von Wanderarbeitern zu beschönigen, könnten Katar und die FIFA den Familien der verstorbenen Arbeiter problemlos eine gerechte Entschädigung zahlen!

Wir finden, gigantische Gewinne von Bauunternehmen und Sponsoren sollten niemals Vorrang vor den Rechten und dem Leben von Einzelpersonen haben.

Katar könnte wirklich einen sozialen und politischen Unterschied machen. Sie könnten weltweit führend sein bei grünen, sozialen Investitionen und ein wichtiger Katalysator für Veränderungen in den Bereichen Nachhaltigkeit, Bildung und Menschenrechte.

Es ist erwähnenswert, dass 97 % der Bevölkerung Katars direkt an der Küste leben. Katar ist wie die meisten Länder anfällig für die Auswirkungen der Klimakrise. Es ist durch den Anstieg des Meeresspiegels, gefährliche Hitzewellen und Dürren bedroht. Es liegt daher im existenziellen Interesse Katars, die Klimaziele einzuhalten, einen Übergang zu sauberer Energie zu erreichen und in den Umweltschutz zu investieren.


Soll ich die WM in Katar boykottieren?

Wie bei allen internationalen Reisen sollten Besucher Katar's die Traditionen, Kultur, Religion und Gesetze des Landes respektieren.

Bei den Rechten sind, wenn auch begrenzt, mittlerweile Fortschritte erkennbar. Ein Boykott der WM hat das Potenzial, diese Schritte in die richtige Richtung zu erschweren. Auf der globalen Bühne zu stehen, gibt Katar die Möglichkeit, sein internationales Image durch wirklich nachhaltige Veränderungen zu verbessern.

Das Turnier hat den Dialog zwischen Katar und anderen Teilen der Welt gefördert, einem seit langem bewährtes Mittel für Fortschritt. Proteste und internationale Aufmerksamkeit veranlassen Reformen, die sich in langfristigen Veränderungen der Menschenrechtslage manifestieren könnten.

Die Welt schaut zu.

Es ist zu hoffen, dass das Interesse der Medien an Menschenrechts- und Nachhaltigkeitsthemen auch nach dem Ende des Turniers bestehen bleibt, ebenso wie der anhaltende Druck von NGOs und Menschenrechtsgruppen.

Was hat Bessere Welt Info zu bieten?

Dieses unabhängige und faktenbasierte Verzeichnis konzentriert sich nicht nur auf Katar, sondern auf die Menschenrechte insgesamt. Schau in unserer länderspezifischen Kategorie, um Menschenrechtssituationen in anderen Teilen der Welt zu verstehen.

Bessere Welt Info hebt auch Schlüsselthemen der heutigen Menschenrechte hervor. Hier findest du eine Fülle von Informationen zu Pressefreiheit, Zensur, Internetfreiheit, der globalen Flüchtlingskrise, Frauenrechten, Kinderrechten, LGBTQI+-Rechten, Landraub, den Problemen der indigenen Bevölkerung und vielen anderen.

Dies ist einzigartige Plattform, um zu informieren, aufzuklären, das Bewusstsein zu schärfen und Gleichgesinnte zu vernetzen, die diese Welt zu einem besseren Ort machen wollen. Lasst uns für soziale Freiheit und eine gerechte Gesellschaft für alle kämpfen.

Mach mit und hilf uns noch heute, eine bessere Welt zu schaffen!

lizenziert unter CC BY-NC-SA 4.0

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