Globalisierung

Eine Demo gegen die Handelsabkommen TTIP und CETA
Flickr | campact - CC BY-NC 2.0

Info-Ratgeber zur ➡️ Globalisierung und den weltweiten Warenfluss

Globalisierung ist ein Prozess, der eine zunehmende Vernetzung und Integration von Ländern, Märkten und Menschen auf globaler Ebene beschreibt. Sie beinhaltet die Verbreitung von Waren, Dienstleistungen und Technologien über nationale Grenzen hinweg. Durch die Globalisierung entstehen komplexe Abhängigkeiten und Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Teilen der Welt, die sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich bringen.

Es ist ein Phänomen, das in den letzten Jahrzehnten zunehmend an Bedeutung gewonnen hat. Das weltweite Handelsvolumen ist seit den 1950er Jahren stark angestiegen. Im Jahr 2019 betrug der Gesamtwert des internationalen Warenhandels rund 19,8 Billionen US-Dollar und weltweite ausländische Direktinvestitionen etwa 1,54 Billionen US-Dollar. Auch der globale Finanzmarkt wächst stetig. 2022 betrug das weltweite Bruttoinlandsprodukt rund 100 Billionen US-Dollar, 1980 waren es gerade einmal 11,24 Billionen US-Dollar.

Die Globalisierung wird daher oft als positives Merkmal unserer modernen Welt dargestellt, das zu wirtschaftlichem Wachstum, kulturellem Austausch und technologischem Fortschritt führt. Doch aus einer kritischen Perspektive betrachtet, gibt es zahlreiche Aspekte der Globalisierung, die sorgfältig hinterfragt werden sollten.

Bessere Welt Info möchte mit diesem umfassenden Info-Ratgeber einen ausgewogenen Blick auf die Globalisierung werfen und verschiedene Aspekte tiefer gehend beleuchten. Dabei ist es auch wichtig, angrenzende Themenfelder wie die Wirtschaft, soziale Faktoren oder unsere Umwelt in den Blick zu nehmen.

Mit unserer Twitter-Liste zu Globalisierung findest du eine Auswahl der wichtigsten wirtschaftskritischen NGOs und Aktivisten, die sich mit dem weltweiten Warenfluss und dessen Folgen auseinandersetzen. - Zudem bietet unserer englischen Schwesterseite Better World Info über 2000 Links zum Thema, beispielsweise zum Transatlantischen Handelsabkommen TTIP, der Verflechtung mit der politischen Ideologie des Neoliberalismus oder dem großen Einfluss der globaler Unternehmen.

 

Eine Müllhalde von der dunkler Rauch aufsteigt
Flickr | Adam Cohn - CC BY-NC-ND 2.0

Probleme der Globalisierung

Globalisierung und Armut

Ein entscheidendes Argument gegen die Globalisierung ist ihre ungleiche Verteilung der Gewinne und Verluste. Große multinationale Unternehmen profitieren von der Globalisierung, indem sie ihre Produktion in Länder mit niedrigen Löhnen verlagern. Der Anteil der Wertschöpfung durch Exporte von Entwicklungsländern im Jahr 2019 betrug ein Rekordhoch von rund 48 Prozent.

Während die Großunternehmen von günstigen Arbeitskräften profitieren, leiden oft Arbeiterinnen und Arbeiter in Industrieländern unter Arbeitsplatzverlusten und sinkenden Löhnen. Laut einer Studie des Internationalen Währungsfonds sind die Lohnunterschiede zwischen hochqualifizierten und geringqualifizierten Arbeitnehmern in den letzten Jahrzehnten stark gestiegen.

Diese Kluft trägt zur wachsenden Einkommensungleichheit in vielen Ländern bei. Oxfam berichtete im Jahr 2022, dass die reichsten 1 Prozent der Weltbevölkerung mehr Vermögen besitzen als die restlichen 99 Prozent zusammen. Dies zeigt, dass die Vorteile der Globalisierung nicht gleichmäßig verteilt sind und dass einige Bevölkerungsgruppen von ihr weniger profitieren als andere.

Des Weiteren haben die finanziellen Verflechtungen im Rahmen der Globalisierung zu einer erhöhten Volatilität der Finanzmärkte geführt. Finanzkrisen wie die globale Finanzkrise von 2008 haben gezeigt, dass die Vernetzung der Märkte zu einer schnellen Ausbreitung von Schocks führen kann, die ganze Volkswirtschaften destabilisieren können. Eine Studie des Internationalen Währungsfonds aus dem Jahr 2018 zeigt, dass die Zunahme der Kapitalflüsse zwischen den Ländern zu einer erhöhten Anfälligkeit für Finanzkrisen führen kann.

Globalisierung und Umwelt

Ein weiterer kritischer Aspekt der Globalisierung ist ihre Auswirkung auf die Umwelt. Der verstärkte weltweite Handel hat zu einem enormen Anstieg des Warenverkehrs geführt, was wiederum den Energieverbrauch und die Treibhausgasemissionen erhöht hat. Der Weltbank zufolge sind die weltweiten CO2-Emissionen seit 1990 um mehr als 50 Prozent gestiegen. Die Globalisierung hat auch zu einem übermäßigen Verbrauch von natürlichen Ressourcen geführt, da Unternehmen bestrebt sind, die Kosten zu senken und ihre Produktion zu maximieren.

Der exzessive Abbau von Rohstoffen wie Öl, Kohle und Metallen hat negative Auswirkungen auf Ökosysteme, Landnutzung und Biodiversität. Laut dem Global Footprint Network übersteigt der globale Ressourcenverbrauch die regenerativen Kapazitäten der Erde. Jedes Jahr wird der sogenannte Erdüberlastungstag früher erreicht, was bedeutet, dass wir mehr Ressourcen verbrauchen, als die Erde in diesem Jahr regenerieren kann.

Auch die Umweltverschmutzung steigt durch die Globalisierung, insbesondere in Entwicklungs- und Schwellenländern, in denen oft weniger strenge Umweltauflagen gelten. Industrielle Produktion, Bergbau und Abfallentsorgung haben negative Auswirkungen auf die Luft-, Wasser- und Bodenqualität. Laut dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen sind 90 Prozent des weltweiten Abfalls in den Ozeanen plastikbasiert, was erhebliche Auswirkungen auf marine Ökosysteme und die Tierwelt hat.

 

Eine Statistik zu den weltweiten Waffenexporten
statista | SIPRI

Menschenrechte und Krieg in der Globalisierung

Auch die internationale Migration wird durch die Globalisierung vorangetrieben. Die Zahl der Migranten ist in den letzten Jahrzehnten stark angestiegen. Laut dem UN-Bevölkerungsbericht von 2019 leben weltweit etwa 272 Millionen internationale Migranten, was etwa 3,5 Prozent der Weltbevölkerung entspricht. Mit über 100 Millionen Menschen ist ein großer Teil davon allerdings unfreiwillig auf der Flucht vor Hunger, Armut oder Umweltkatastrophen, die auch auf die Globalisierung zurückzuführen sind.

Auch Kriege und bewaffnete Konflikte zwingen viele Menschen zur Flucht. Die Globalisierung hat den internationalen Handel mit Waffen und Rüstungsgütern gefördert. Laut dem Stockholm International Peace Research Institute (SIPRI) haben die weltweiten Waffenverkäufe in den letzten Jahren stark zugenommen. 2021 wurde eine Rekordsumme von zwei Billionen US-Dollar für die weltweite Aufrüstung ausgegeben. Auch Deutschland rüstet in Folge des Ukraine-Krieges stark auf und sorgt als viertgrößter Waffenexporteur dafür, dass viele Kriege weiter bestehen können.

Die Globalisierung hat auch die Verletzung von Menschenrechten in einigen Ländern verstärkt. Insbesondere in einigen Schwellen- und Entwicklungsländern, in denen ausländische Unternehmen investieren und produzieren, werden laufend Menschenrechtsverletzungen wie Einschränkung der Meinungs- und Versammlungsfreiheit, Zwangsumsiedlungen oder gravierende Umweltverschmutzung festgestellt.

Auch die Arbeitsbedingungen leiden darunter: Niedrige Löhne, unsichere Anstellungsverhältnisse und Verletzung von Arbeitnehmerrechten sind häufige Probleme in globalen Lieferketten. Derzeit sind laut dem Internationalen Arbeitsamt (ILO) weltweit rund 25 Millionen Menschen Opfer von Zwangsarbeit.

Neben diesen sozialen, ökologischen und finanziellen Bedenken gibt es auch kulturelle Aspekte, die bei der kritischen Betrachtung der Globalisierung zu berücksichtigen sind. Die Verbreitung westlicher Konsum- und Lebensstile auf der ganzen Welt kann zu einer Verdrängung lokaler Traditionen und kultureller Vielfalt führen. Die Globalisierung kann auch dazu führen, dass kulturelle Produkte und Medien aus westlichen Ländern dominieren, während die Stimmen und Perspektiven anderer Kulturen unterrepräsentiert sind.

 

Eine Demo gegen TTIP
Flickr | campact - CC BY-NC 2.0

Aktiv gegen die Globalisierung

Bessere Welt Info bietet neben einer kritischen Perspektive auf die Globalisierung auch einen Überblick der wichtigsten globalisierungskritischen Organisationen, Portale und Aktionen. Denn nur ein breites Netzwerk aus NGOs wie Attac, kritische Bürger und Gruppen kann ausreichend Druck ausüben, um die gewinnorientierten Großunternehmen und Regierungen dazu zu bewegen, endlich Maßnahmen für eine gerechtere und nachhaltigere Welt zu treffen.

Das Weltsozialforum (WSF) ist eine globale Plattform für soziale Bewegungen, zivilgesellschaftliche Organisationen und Aktivistinnen und Aktivisten aus der ganzen Welt. Es wurde erstmals im Jahr 2001 in Porto Alegre, Brasilien, abgehalten und hat seitdem zahlreiche Treffen in verschiedenen Ländern organisiert. Das WSF dient als Raum für den Austausch von Ideen und Strategien zur Förderung sozialer Gerechtigkeit, Menschenrechte und nachhaltiger Entwicklung. 2022 fand es in Mexiko-City mit über 1.500 Organisationen aus 150 Ländern statt.

Auch in Europa haben sich regionale Sozialforen entwickelt, die auf ähnlichen Prinzipien wie das WSF basieren. Diese Sozialforen bringen Aktivistinnen und Aktivisten aus verschiedenen Ländern zusammen, um gemeinsam über soziale, politische und wirtschaftliche Themen zu diskutieren und Lösungsansätze zu finden. Die Sozialforen ermöglichen einen länderübergreifenden Austausch von Ideen und die Bildung von transnationalen Bündnissen, um gemeinsam für soziale Veränderungen einzutreten.

Sowohl das Weltsozialforum als auch die europäischen Sozialforen spielen eine wichtige Rolle bei der Stärkung der Zivilgesellschaft, der Förderung sozialer Gerechtigkeit und der Schaffung einer gerechteren und nachhaltigeren Welt. Sie bieten eine Plattform für Menschen, die sich für eine bessere Zukunft einsetzen möchten, um sich zu vernetzen, voneinander zu lernen und gemeinsam für soziale Veränderungen einzutreten. Durch den Dialog und die Zusammenarbeit auf internationaler und regionaler Ebene tragen diese Foren dazu bei, die soziale Bewegung zu stärken und die Stimmen derjenigen zu vereinen, die nach einer gerechteren Welt streben.
 

Eine ukrainische Frau mit einer NGO-Mitarbeiterin
Flickr | EU Civil Protection - CC BY-NC-ND 2.0

Wissen für eine Bessere und Gerechtere Welt

Es ist wichtig anzumerken, dass diese oben genannten Probleme nicht bedeuten, dass die Globalisierung grundsätzlich schlecht ist. Die Globalisierung bietet zweifellos auch Vorteile wie den Zugang zu neuen Märkten, die Förderung des kulturellen Austauschs und die Verbreitung von Wissen und Technologie. Allerdings ist es entscheidend, diese Vorteile im Kontext der genannten Kritikpunkte zu betrachten und Wege zu finden, wie die negativen Auswirkungen minimiert werden können.

Die Globalisierung sollte nicht als alternativlos betrachtet werden, sondern erfordert eine reflektierte und verantwortungsbewusste Herangehensweise. Bessere Welt Info bietet mit diesem Info-Ratgeber eine umfassende Perspektive auf Globalisierung und zeigt Schwachstellen und Handlungsmöglichkeiten auf. Eine breite Vernetzung verschiedener Akteure ist dabei genauso wichtig, wie der Ausbau von Wissen und politischer Bildung.

Bessere Welt Info bietet daher auch umfassendes Wissen zu Bildung, Umweltschutz, Nachhaltigkeit oder Politik an. Es ist zudem eine offene Mitmach-Plattform – Globalisierungsexperten und Aktivisten sind eingeladen, ihr Wissen einzubringen! Durch die Bereitstellung von Links zu Studien, Berichten und Kampagnen kann jeder dazu beitragen, die politische Bildung zu verbessern – kritische Inputs von Experten sind willkommen.

Autor: Maximilian Stark 22.06.23

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Aktuelle Themen

Ein Containerschiff im Meer
Glen | flickr - CC BY 2.0

Globalisierung & Umwelt

Curry-Paste aus Thailand oder Avocados aus Ecuador. Es ist angenehm, die globale Auswahl im Supermarkt zu haben. Allerdings bedingt der weltweite Warenfluss mittels Schiff- oder Flugtransporten bestehende Umweltprobleme erheblich. Beschränkungen und Regeln gibt es meist nur auf nationaler Ebene mit wenig Reichweite. Eine globale Wirtschafts- und Umweltpolitik wäre wohl der richtige Ansatz - eine Umsetzung leider noch in weiter Ferne. 

Globalisierung & Umwelt
Demo im Zuge des Weltsozialforums
Pambazuka News | flickr - CC BY-NC 2.0

Weltsozialforum

Das Weltsozialforum ist ein jährlich stattfindendes Treffen von globalisierungskritischen Menschen und Organisationen. Es werden über Alternativen zum Neoliberalismus und Kapitalismus debattiert. 2018 fand das letzte WSF in Brasilien statt, das Forum hatte in den letzten Jahren an Einfluss und Reichweite verloren. 2020 soll es eine Neuauflage in Barcelona geben, denn die Vernetzung und der Austausch von kapitalismuskritischen Bewegungen ist nach wie vor dringend notwendig. 

Weltsozialforum
Ein Kind in einer ärmlichen Behausung
Kashfi Halford | flickr - CC BY-NC-ND 2.0

Globalisierung & Armut

Outsourcing von Produktionsstätten in Billiglohnländer oder Privatisierung von Wasserquellen durch internationale Unternehmen. Die weltweite Wirtschaftsvernetzung ist ein Faktor für Armut auf unserer Welt. Gewinner sind vor allem die zehn Prozent der Weltbevölkerung die 85% des Weltvermögens halten. Bezeichnend für die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich in Zeiten des globalen Kapitalismus. 

Globalisierung & Armut

Empfohlene Inhalte

Organisation des Monats

Attac

Die NGO setzt sich global gegen Kapitalismus, Klimawandel und die negativen Aspekte der Globalisierung ein. Es bestehen Ableger in 50 Ländern mit insgesamt mehreren Hunderttausend Mitgliedern. Neben öffentlichen Aktionen, Demonstrationen und Podiumsdiskussionen werden auch Publikationen veröffentlicht oder Forschungen unterstützt, um globalisierungskritische Themen einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen. 

Heldin des Monats

Maria Mies

Die deutsche Soziologin und Autorin mehrerer feministischer und entwicklungspolitischer Bücher setzt sich schon lange Zeit sehr aktiv gegen die negativen Auswüchse der Globalisierung ein. Schon in den siebziger Jahren übte sie radikale Wirtschaftskritik und forschte dazu in Den Haag. Sie war Mitbegründerin eines Komitees gegen das OECD-Abkommen MAI und ist Teil von feministAttac, einem Frauennetz von Attac. 

Blog des Monats

Postwachstum

Der Blog beschäftigt sich mit Visionen und Ideen wie eine nachhaltige Gesellschaft aussehen kann, die nicht nach Wirtschaftswachstum strebt. Es werden Standpunkte veröffentlicht, Wissenschaftler kommen zu Wort und aktuelle Veranstaltungen vorgestellt.  Die Redaktion des Blogs liegt beim Institut für ökologische Wirtschaftsforschung, unterstützt durch die Vereinigung für ökologische Wirtschaftsforschung und das Degrowth-Webportal des Konzeptwerk Neue Ökonomie.

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