Rainer Mausfeld (D)

Rainer Mausfeld bei einem Interview sitzend
Screenshot YouTube | Jasmin Kosubek

➡️ Rainer Mausfeld – Psychologie-Professor mit Kritik an der deutschen Demokratie und den Massenmedien

Rainer Mausfeld ist ein renommierter deutscher Psychologe und emeritierter Professor für Allgemeine Psychologie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Geboren 1949 in Westfalen, absolvierte er sein Studium der Psychologie in Bonn und promovierte 1980 an der Universität Kiel. Seit den 1980er Jahren ist Mausfeld in der Forschung und Lehre tätig und hat sich im Laufe seiner Karriere zu einem der prominentesten kritischen Denker Deutschlands entwickelt.

Seine wissenschaftlichen Schwerpunkte liegen im Bereich der Wahrnehmungspsychologie, Kognitionswissenschaft und Geschichte der Psychologie. Mausfelds Arbeit ist geprägt von einem interdisziplinären Ansatz, der Erkenntnisse aus Psychologie, Politikwissenschaft, Soziologie und Philosophie kombiniert. Er ist bekannt für seine Kritik an den herrschenden politischen und gesellschaftlichen Strukturen, insbesondere im Hinblick auf Medien, Macht und Manipulation.

Ein zentrales Thema seiner Forschung und Publikationen ist die Analyse der Mechanismen, durch die Meinungen geformt und beeinflusst werden. Dabei untersucht er hauptsächlich, wie Medien und Eliten durch gezielte Informationskontrolle und Manipulation die öffentliche Meinung beeinflussen und demokratische Prozesse untergraben können. 

Seine kritische Medientheorie sieht Medien als Instrumente der Macht und Kontrolle, die von Eliten genutzt werden, um die öffentliche Meinung zu formen und zu manipulieren. Mausfeld betont die Bedeutung von Medienkritik und -kompetenz, um die Mechanismen der Manipulation zu durchbrechen und eine informierte Öffentlichkeit zu schaffen. 

Sein Werk Warum schweigen die Lämmer?, das 2015 veröffentlicht wurde, zählt zu seinen bekanntesten Schriften. In diesem Buch analysiert er die Strukturen der Macht in modernen Gesellschaften, kritisiert die Entpolitisierung und Manipulation durch die Massenmedien sowie die zunehmende Entfremdung der politischen Eliten von den Interessen der Bevölkerung.

 

Rainer Mausfeld bei einer öffentlichen Veranstaltung
Screenshot YouTube | Westend Verlag

Elitarismus als Gefahr für freie Medien und Demokratie

In seinen Werken kritisiert Mausfeld den Neoliberalismus als eine Ideologie, die die Macht und den Einfluss von Eliten auf Kosten der breiten Bevölkerung stärkt. Er argumentiert, dass neoliberal geprägte Politik die Demokratie untergräbt und soziale Ungleichheit vertieft, indem sie die Interessen der Reichen über die Bedürfnisse der Bevölkerung stellt. 

Mausfeld argumentiert, dass die moderne Gesellschaft durch eine "Ingenieur-Demokratie" geprägt ist, in der eine kleine elitäre Gruppe die öffentliche Meinung und politische Entscheidungen lenkt, während die Mehrheit der Bevölkerung weitgehend passiv bleibt. Er betont die Bedeutung von Aufklärung und kritischem Denken als Werkzeuge zur Demaskierung von Machtstrukturen und zur Wiederherstellung demokratischer Prinzipien. Sprache sieht er als wichtiges Herrschaftsinstrument, mit dem sich Macht stabilisieren und herstellen lässt – er plädiert für eine Neubestimmung von Begriffen wie Freiheit oder Demokratie, die im Neoliberalismus zweckentfremdet würden. 

Mausfelds Demokratiekritik konzentriert dabei sich auf die repräsentative Demokratie, die er als unzureichend ansieht, um die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger zu vertreten. Er plädiert für eine größere Beteiligung der Bevölkerung an politischen Entscheidungsprozessen, um die Demokratie zu stärken, politische Bildung zu fördern und den Einfluss der Eliten einzudämmen.

Als Psychologe betrachtet Mausfeld auch die individuelle, psychologische Dimension politischer Prozesse. In seinem 2019 erschienenen Buch Angst und Macht untersucht er, wie psychologische Mechanismen wie Angst, Manipulation und Ideologie die politische Einstellung und das Verhalten der Menschen beeinflussen und plädiert für eine kritische Reflexion über diese Mechanismen, um eine freiere und gerechtere Gesellschaft zu erreichen. Als Hauptfaktor gesellschaftlicher Angst sieht er in westlichen Demokratien den Zwang zur Lohnarbeit, der sich manipulativ zur Machterzeugung ausbeuten lässt.

 

Rainer Mausfeld bei einer Veranstaltung
Screenshot YouTube | NuitDebout Munich

Berechtigte Medienkritik oder Verschwörungstheorie?

Mausfeld wird oft als linksorientierter Denker charakterisiert - vor allem wegen seiner kritischen Haltung gegenüber neoliberalen und konservativen politischen Strömungen. Er positioniert sich häufig als Verfechter demokratischer Werte und setzt sich für soziale Gerechtigkeit, Transparenz und Bürgerbeteiligung ein. Mausfeld gehört keiner politischen Partei an, unterzeichnete jedoch das Manifest für den Frieden in der Ukraine, dass maßgeblich von Sahra Wagenknecht initiiert wurde. 

Er ist nicht nur als Wissenschaftler bekannt, sondern auch als öffentlicher Intellektueller, der regelmäßig Vorträge hält und an Diskussionen teilnimmt. 2023 erschien Mausfelds letztes Buch Hybris und Nemesis, das sich mit der Unvereinbarkeit von Demokratie und Kapitalismus befasst. Im Buch dekonstruiert er erneut die unterschiedlichen Macht- und Herrschaftsverhältnisse in heutigen Demokratien mit historischen Bezügen und Entwicklungen. 

Allerdings gibt es auch Kritik an Mausfelds Theorien. Der Amerikanistik-Forscher Michael Butter, verweist in Bezug auf Mausfelds Arbeiten auf „stark populistische und mitunter auch verschwörungstheoretische Züge". Einige seiner Schlussfolgerungen werden als zu spekulativ betrachtet, die vordergründig empören, aber keine Alternativen zu den genannten Missständen aufzeigen. Kritisiert wird auch, dass er mitunter eine zu einseitige Medienkritik betreiben und wichtige journalistische Arbeit beispielsweise zu Steuerflucht oder den Panama-Papers nicht berücksichtigen würde. 

Autor: Maximilian Stark 16.05.24, lizenziert unter CC BY-NC-SA 4.0

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