Robert Jungk & Zukunftswerkstatt (D+A)

Robert Jungk bei einem Videodreh des SRF
Screenshot YouTube | SRF

➡️ Robert Jungk - Wissenschaftspublizist, Zukunftsforscher und Aktivist

Robert Jungk war ein österreichischer Publizist, Schriftsteller und Zukunftsforscher, der vor allem für seine kritische Auseinandersetzung mit den Gefahren der Atomkraft und seine Beiträge zur Zukunftsforschung bekannt wurde.

Geboren 1913 in Berlin und verstorben 1994 in Salzburg, war Jungk auch ein Pionier der Friedensbewegung und setzte sich intensiv mit den sozialen und ökologischen Auswirkungen technologischer Entwicklungen auseinander. Aufgrund seiner jüdischen Herkunft und seiner politischen Ansichten musste er während des Zweiten Weltkriegs ins Exil gehen, wo er unter anderem in der Schweiz lebte. Nach dem Krieg ging er in die USA und und setzte seine Arbeit als Journalist fort. Noch in den 1950er-Jahren kehrte er nach Europa zurück.

Zu Jungks bekanntesten Werken zählt das 1956 erschienene "Heller als tausend Sonnen". Dieses Buch behandelt die Geschichte der Atomforschung und die Entwicklung der Atombombe. Jungk beleuchtet die ethischen und moralischen Fragen, die mit der Nutzung der nuklearen Technologie verbunden sind. Dieses Werk war eine der ersten umfassenden Abhandlungen, die die Risiken der Kernenergie kritisch beleuchteten und ein breites Publikum erreichten. 

Jungk war ein entschiedener Kritiker der Atomwaffen und der zivilen Nutzung der Atomenergie. Seine Bücher waren einflussreich in der Anti-Atom-Bewegung. Er beleuchtete die ethischen, moralischen und gesellschaftlichen Implikationen der Atomtechnologie und warnte vor ihren Gefahren.

Da lässt sich auch das 1952 erschienene Buch "Die Zukunft hat schon begonnen" erwähnen, in dem Jungk die Auswirkungen der technologischen Entwicklung auf die Gesellschaft untersucht und vor den möglichen negativen Folgen warnt. So wie das Buch "Der Atomstaat" von 1977. In diesem Werk kritisiert Jungk erneut die Gefahren der zivilen Nutzung der Atomenergie und warnt vor den möglichen totalitären Tendenzen eines Staates, der auf Atomenergie setzt.

 

Eine Steintafel zu Ehren von Robert Jungk
Wiki | Mnntoino - CC BY-SA 3.0 de

Jungks Aktivismus für Frieden und Umwelt

Robert Jungk spielte eine bedeutende Rolle in der Friedensbewegung, insbesondere durch seine kritische Auseinandersetzung mit der Atomenergie und seinen Einsatz für Abrüstung und nachhaltige Entwicklung. Seine Arbeit und sein Engagement trugen dazu bei, das Bewusstsein für die Gefahren von Atomwaffen und -energie zu schärfen und den öffentlichen Diskurs darüber zu fördern.

Er nahm an internationalen Konferenzen und Veranstaltungen teil und arbeitete mit anderen Friedensaktivisten zusammen, um die weltweite Abrüstungsbewegung zu stärken. 1983 nahm er an der Sitzblockade des US-Stützpunktes in Mutlangen teil, war Sprecher auf der Großdemonstration im Bonner Hofgarten und beteiligte sich regelmäßig an den Ostermärschen. Auch hierbei klärte Jungk die Öffentlichkeit über die Risiken von Atomwaffen und Atomenergie auf. Er betonte die Notwendigkeit einer informierten und engagierten Zivilgesellschaft, um politische Veränderungen herbeizuführen.

In den 1970er und 1980er Jahren engagierte sich Jungk verstärkt in der aufkommenden Umweltbewegung. Er war ein vehementer Kritiker der unkontrollierten technologischen Entwicklung und der Ausbeutung natürlicher Ressourcen. 

Jungk gründete 1985 in Salzburg die "Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen", die sich mit der Erforschung alternativer gesellschaftlicher und technologischer Entwicklungen beschäftigt. Er war ein Verfechter der sogenannten "sanften Technologien", die im Einklang mit der Natur stehen und eine nachhaltige Entwicklung fördern.

 Er initiiert 1987 das Rezensionsmagazin proZukunft und war ein Gründungsmitglied des Instituts für soziale Gegenwartsfragen und des Instituts für Zukunftsfragen in Wien. Für sein Wirken und Aktivismus erhielt er 1986 den Right Livelihood Award.

 

Eine Werbetafel für eine Austellung von Robert Jungk
Screenshot YouTube | Wolfgang Kurzweil

Zukunftswerkstatt – Bürgerbeteiligung und Demokratiebildung

Ein wichtiges Element der Arbeit von Robert Jungk stellt die Zukunftswerkstatt dar. Dabei handelt es sich um eine partizipative Methode zur Planung und Problemlösung, die darauf abzielt, Gruppen von Menschen zu mobilisieren, um gemeinsam kreative Ideen zur Gestaltung der Zukunft zu entwickeln und umzusetzen. 

Diese Methode wurde von Jungk in den 1960er Jahren entwickelt und wird in verschiedenen Bereichen wie Stadtplanung, Bildungswesen, Unternehmensentwicklung und Umweltschutz eingesetzt. Ziel der Zukunftswerkstatt ist es, die aktive Mitwirkung der Betroffenen zu fördern und kollektive Lösungsansätze für gesellschaftliche Probleme zu erarbeiten.

"Politische Bildung ist Voraussetzung der Mitsprache und Mitbestimmung in der Demokratie." - Robert Jungk

Die Zukunftswerkstatt besteht aus drei aufeinander folgenden Phasen: der Kritikphase, der Fantasiephase und der Verwirklichungsphase. In der Kritikphase äußern die Teilnehmer offen ihre Kritik an bestehenden Zuständen und identifizieren Probleme sowie Missstände. Diese offene Aussprache legt den Grundstein für die folgende Phase.

In der Fantasiephase werden die Teilnehmer dazu ermutigt, ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen und utopische Ideen und Visionen für eine bessere Zukunft zu entwickeln. Es geht darum, unkonventionelle und innovative Lösungen zu finden, ohne sich zunächst um die Realisierbarkeit zu sorgen. In der Verwirklichungsphase werden die in der Fantasiephase entwickelten Ideen auf ihre Machbarkeit überprüft und konkrete Schritte zur Umsetzung geplant. Dabei werden realistische und praktikable Lösungsansätze herausgearbeitet und Wege zur Umsetzung definiert.

Durch die Zukunftswerkstatt wird ein Rahmen geschaffen, in dem die Teilnehmer aktiv an der Gestaltung ihrer Zukunft mitwirken können. Diese Methode fördert nicht nur die Kreativität und Innovationsfähigkeit der Teilnehmer, sondern stärkt auch das Gemeinschaftsgefühl, die Demokratie und die Zusammenarbeit. Die Zukunftswerkstatt hat sich in der Praxis als wirkungsvolles Instrument erwiesen, um Menschen zu ermutigen, ihre Zukunft aktiv zu gestalten und gemeinsam an Lösungen für komplexe gesellschaftliche Herausforderungen zu arbeiten.

Auf unserer Schwesterseite Better World Info finden sich englische Beiträge zu Robert Jungk.

Autor: Maximilian Stark 21.05.24, lizensiert unter CC BY-NC-SA 4.0

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