Ostermärsche
➡️ Ostermärsche - Protest für Frieden, Abrüstung und Antimilitarismus
Die Ostermärsche finden in verschiedenen Ländern, insbesondere in Deutschland, während der Osterfeiertage statt. Dieses Jahr starten sie am 28. März und enden am 1. April. Während dieser Märsche versammeln sich Menschen in großen Gruppen, um durch Städte und Regionen zu marschieren und kritischen Reden zu lauschen. Die Teilnehmer setzen sich für Abrüstung, internationale Zusammenarbeit und eine friedliche Lösung von Konflikten ein. Die Bewegung hat im Laufe der Jahre aber auch andere Themen aufgegriffen, darunter soziale Gerechtigkeit, Umweltschutz und Menschenrechte.
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Die Geschichte der Ostermärsche
Die Ostermärsche haben lange Tradition als politischen Protest, der seinen Ursprung in den 50er Jahren hat. Der erste Ostermarsch fand 1958 in Aldermaston, England statt. Organisiert wurde er vom Anti-Atom-Bündnis "Campaign for Nuclear Disarmament", um gegen nukleare Aufrüstung und den Bau einer Atombombe in Großbritannien zu demonstrieren. Zwei Jahre später, im April 1960, fand dann der erste Ostermarsch in Deutschland statt. Drei Tage lang marschierten kleinere Gruppen aus Bremen, Hamburg oder Braunschweig zum NATO-Truppenübungsplatz Bergen-Hohne in der Lüneburger Heide.
Die Aktivisten demonstrierten damit gegen Atomwaffen in Deutschland. Denn wenige Monate zuvor waren auf dem NATO-Stützpunkt Raketen deponiert worden, die auch atomare Sprengköpfe aufnehmen können. Ungefähr 1000 Menschen beteiligten sich damals an den Protesten. In den nächsten Jahrzehnten wuchs der Protest und die Angst vor einem Atomkrieg - angefeuert von der Kubakrise und dem sich zuspitzenden Ost-West-Konflikt.
Die Teilnehmer protestierten gegen die Stationierung von Atomwaffen auf deutschem Boden, aber auch für Frieden und Diplomatie bei internationalen Konflikten wie dem Vietnamkrieg. Die Protestbewegung etablierte sich unabhängig von Parteien, Kirchen oder Gewerkschaften und gilt daher eines der ersten deutschen Beispiele für die Außerparlamentarische Opposition (APO).
Während der 1960er und 1970er Jahre wuchsen die Ostermärsche zu einer breiten Friedensbewegung heran. Die Märsche wurden zu Symbolen des Widerstands, zogen oft Zigausende von Menschen an und erreichten schließlich auch Ostdeutschland. Allerdings wurden sie dort von dem SED-Regime instrumentalisiert und die Ostermarsch-Gesänge offiziell bei den großen Maidemonstrationen verwendet.
In Westdeutschland erreichte die Bewegung 1968 ihren Höhepunkt: Über 300.000 Menschen nahmen an den Protesten teil. Doch die verschiedenen Gruppen innerhalb der Bewegung zersplitterten sich in den nächsten Jahren zunehmend oder gingen in andere Protestgruppen oder Subkulturen auf. Die Ostermärsche verloren an Bedeutung.
In den 1980er Jahren erreichte die Friedensbewegung in Deutschland einen weiteren Höhepunkt, insbesondere durch den Protest gegen den NATO-Doppelbeschluss, der die Stationierung von Pershing-II-Raketen in Deutschland vorsah. Die Ostermärsche spielten eine entscheidende Rolle in diesem Protest und brachten eine Vielzahl von Menschen auf die Straße. 1983 konnten so in Bonn über 500.000 Menschen mobilisiert werden.
Mit dem Ende des Kalten Krieges und der deutschen Wiedervereinigung veränderte sich das politische Umfeld; die Ostermärsche verloren abermals an Einfluss, aber setzten sich fort. In den 1990er Jahren lag der Fokus auf der Kritik an Auslandseinsätzen der Bundeswehr, speziell im Rahmen von NATO-Operationen auf dem Balkan. Die Bewegung demonstrierte auch nach wie vor gegen die fortdauernde Stationierung von Atomwaffen in Deutschland.
Wo stehen die Ostermärsche aktuell?
In den letzten Jahren haben die Ostermärsche wieder vermehrten Zulauf erhalten; das liegt einerseits an den zahlreichen Konflikten weltweit, aber auch an der zunehmenden Klimakrise und deren Auswirkungen. Daneben war auch der Ukraine-Krieg ein präsentes Thema der letzten Jahre.
Allerdings spalten die unterschiedlichen Haltungen gegenüber der NATO und strikte Positionen zu Waffenlieferungen und Abrüstung die Friedensbewegung. So sehen einige Kräfte innerhalb der Bewegung das Beharren auf gewaltlosen Widerstand und Verzicht auf Waffenlieferungen als Vorteil für Putins Krieg. Einigen ist die Abgrenzung zu Russland zu gering und die Kritik an der NATO zu einseitig.
Das Feld der Gruppen, die an den Ostermärschen teilnehmen, ist heutzutage sehr breit und umfasst nahezu das gesamte politische Spektrum. Traditionell waren die Ostermärsche eine linke und grüne Bewegung. Heutzutage treffen dort Linke, Rechte, Antisemiten, aber auch DDR-Nostalgiker aufeinander: Kaum verwunderlich, dass sich da mitunter kein gemeinsamer Konsens finden lässt und es mittlerweile in verschiedenen Städten konkurrierende Ostermärsche gibt.
Ein Hauptproblem der Ostermärsche: Neben engagierten Bürgern, fehlt es vor allem an jungen Menschen in der Friedensbewegung. Die Konfliktforscherin Larissa Meier führt das vor allem auf die genutzte Rhetorik zurück, die stark von den Diskursen der 80er Jahre geprägt ist (DW 2023). Um damit an aktuelle Themen und Ängste der Menschen anzudocken, sei diese nicht mehr zeitgemäß.
Dabei hätten junge Menschen sehr wohl ein gesteigertes Interesse an Sicherheits- und Außenpolitik und würden sich für Themen wie Frieden, Klimaschutz oder den drohenden Rechtsruck interessieren. Diese jungen Menschen mitzunehmen und einzubinden, sollte ein wichtiges Ziel der Friedensbewegung und der Ostermärsche werden, wenn man auch weiterhin eine relevante Rolle als Protestbewegung spielen möchte.
Dass die Ostermärsche nicht von verschwörungstheoretischen oder rechtspopulistischen Kreisen unterwandert werden, stellt aktuell eine Herausforderung für die Bewegung dar. Daher ist auch eine klare Abgrenzung zu Rechtsextremismus und Verschwörungstheorien wichtig, um glaubhaft zu bleiben und die eigenen Wurzeln nicht zu verraten.
Schlussendlich braucht es eine klare Linie, hinter der man sich bundesweit positioniert und gemeinsam politisch verortet. Dabei kann man die NATO und ihre militärischen Strategien durchaus kritisieren, sollte aber auch deutlich gegen Putin und dessen machtpolitischen Anspruch Stellung beziehen. Konfliktlösung, Pazifismus und Diplomatie müssen weiterhin eine wichtige Rolle spielen, sollten aber auch mit realpolitischen Entwürfen und Maßnahmen verknüpft werden. In Anbetracht der aktuellen Krisen und globalen Entwicklungen ist eine starke und progressive Protestbewegung wichtiger denn je – die Zeit zu handeln ist jetzt!
Autor: Maximilian Stark 28.02.24, lizenziert unter CC BY-NC-SA 4.0
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Infos zu Ostermärsche
- Ostermärsche 2024[115]
- Geschichte[9]
- Ostermärsche nach Jahren[300]