Nagasaki Tag - 9. August
➡️ Nagasaki Tag am 9. August
Um Japan im Zweiten Weltkrieg zur Kapitulation zu zwingen entschieden sich die USA für einen militärischen Schritt, der bis heute nachwirkt: Am 9. August 1945 wird eine Atombombe auf Nagasaki abgeworfen, drei Tage nach einem ersten Abwurf auf ➡️ Hiroshima. Damit jährt sich der Bombeneinsatz 2025 bereits zum 80. Mal.
Die Explosion hatte eine Sprengkraft von etwa 21 Kilotonnen TNT. Unmittelbar durch die Detonation und die daraus resultierende Druckwelle, Hitze und Feuerstürme starben schätzungsweise 40.000 Menschen sofort. Bis Ende 1945 stieg die Zahl der Todesopfer infolge von Verletzungen und Strahlenkrankheit auf etwa 70.000 an.
Robert Oppenheimer und auch Winston Churchill hielten den Abwurf der zweiten Bombe für unnötig und ungerechtfertigt.
Die Auswirkungen waren verheerend: Rund 44% der Stadtfläche wurden zerstört, etwa 35.000 Gebäude gingen in Flammen auf oder wurden schwer beschädigt. Viele der Überlebenden, die sogenannten Hibakusha, litten unter schwersten Verbrennungen, Verletzungen und langfristigen Strahlenschäden. Die ionisierende Strahlung führte bei zahlreichen Überlebenden zu Krebserkrankungen, insbesondere Leukämie und Schilddrüsenkrebs. Auch Missbildungen bei Neugeborenen und genetische Schäden wurden in den folgenden Jahren beobachtet.
Langfristig hatte der Abwurf nicht nur gesundheitliche, sondern auch gesellschaftliche Folgen: Viele Hibakusha litten unter sozialer Ausgrenzung und Stigmatisierung. Gleichzeitig trug die Katastrophe wesentlich zum weltweiten Bewusstsein für die Gefahren nuklearer Waffen bei und war ein Schlüsselmoment für die internationale Abrüstungsbewegung.
Der Abwurf auf Nagasaki, zusammen mit dem auf Hiroshima, führte letztlich zur Kapitulation Japans am 15. August 1945 und damit zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Die verheerenden Folgen wirken jedoch bis heute nach – in den Körpern der Überlebenden, in der Erinnerung der Stadt und in der Mahnung an die Menschheit, welche zerstörerische Kraft Atomwaffen entfalten können.
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„Die Atombombe hat das beste Gefühl, das die Menschheit seit Jahrhunderten getragen hat, abgetötet. Früher gab es sogenannte Kriegsgesetze, die es erträglich machten. Jetzt haben wir die Atombombe, die das Nonplusultra der Gewalt darstellt.“ - Mahatma Gandhi
Gedenken und internationale Anerkennung
Jedes Jahr am 9. August versammeln sich Überlebende, ihre Angehörigen, Vertreter der Stadt und Gäste aus aller Welt, um der Opfer von Nagasaki zu gedenken. Das Nagasaki Atomic Bomb Museum und der angrenzende Hypocenter Park, der den genauen Explosionspunkt markiert, sind zentrale Orte der Erinnerungskultur und ziehen jährlich tausende Besucher an. Es wird eine Schweigeminute abgehalten, Kränze werden niedergelegt, Friedensbotschaften verlesen und die Forderung nach einer atomwaffenfreien Welt bekräftigt.
Die internationale Gemeinschaft unterstützt diese Gedenkkultur vielfach moralisch und organisatorisch. Die Stadt Nagasaki ist, wie Hiroshima, Mitglied der Organisation Mayors for Peace, die weltweit für nukleare Abrüstung wirbt. Immer wieder reisen Delegationen aus verschiedenen Ländern zu den Gedenkzeremonien. Auch die Vereinten Nationen entsenden regelmäßig Vertreter, um ihre Solidarität auszudrücken und den Einsatz für nukleare Abrüstung zu bekräftigen.
Die Haltung der USA ist dabei kontrovers: Offizielle Entschuldigungen für die Atombombenabwürfe gibt es bis heute nicht. Viele US-Regierungen haben sie historisch als militärisch notwendig gerechtfertigt, um den Zweiten Weltkrieg schnell zu beenden und weitere Verluste zu vermeiden. Gleichzeitig gibt es in den USA aber zivilgesellschaftliche Gruppen und Historiker, die die moralischen und humanitären Folgen kritisch aufarbeiten.
Ein symbolischer Meilenstein war 2016 der Besuch des damaligen US-Präsidenten Barack Obama in Hiroshima – als erster amtierender US-Präsident. Auch wenn Obama keine formelle Entschuldigung aussprach, setzte sein Besuch ein Zeichen der Anerkennung des Leids und der Notwendigkeit einer atomwaffenfreien Welt.
Die vergessenen Koreaner
Beim Abwurf der Atombomben starben auch schätzungsweise 20.000 Koreaner, die damals als Zwangsarbeiter unter der japanischen Kolonialherrschaft nach Japan verschleppt worden waren. In Hiroshima machten sie etwa 10 % der Todesopfer aus. Viele arbeiteten in Munitionsfabriken, Werften oder Bergwerken unter lebensgefährlichen Bedingungen. Unter den Opfern waren auch koreanische Frauen, die als sogenannte „Trostfrauen“ zur sexuellen Ausbeutung in Militärbordellen gezwungen wurden - ihre genaue Zahl ist bis heute schwer zu beziffern, Schätzungen gehen von mehreren Tausend allein in Japan aus.
Gesellschaftlich standen diese Menschen am untersten Rand: entrechtet, rassistisch diskriminiert und nach dem Krieg in beiden Ländern oft verschwiegen. Erst seit den 1990er-Jahren wächst der öffentliche Druck, ihre Geschichte sichtbar zu machen. In Hiroshima erinnert seit 1970 ein eigenes Denkmal im Friedenspark an die koreanischen Opfer. Doch erst 2015 wurde es offiziell vom Bürgermeister anerkannt, nachdem es vorher von der koreanischen Gemeinde ohne offizielle Genehmigung errichtet wurde. Heute fordern Überlebende und Nachkommen weiterhin Entschädigungen und mehr Bildungsarbeit — als Mahnung, dass die Opfer der Kolonialherrschaft und der Atombomben untrennbar miteinander verbunden sind.
Anti-Atomwaffen-Verträge und -NGOs
Um die Verbreitung von Atomwaffen einzudämmen und ihre Nutzung zu verhindern, existieren mehrere internationale Verträge und Organisationen, die eine zentrale Rolle spielen. Der wichtigste Vertrag ist der Atomwaffensperrvertrag (NPT), der 1970 in Kraft trat. Heute haben ihn 191 Staaten unterzeichnet, darunter auch die fünf offiziellen Atommächte USA, Russland, China, Frankreich und Großbritannien. Der NVV verpflichtet die Atomwaffenstaaten, schrittweise abzurüsten, während er anderen Staaten die Entwicklung oder den Erwerb von Atomwaffen verbietet.
Ergänzend dazu gibt es den Umfassenden Teststoppvertrag (CTBT), der seit 1996 den Test von Nuklearwaffen weltweit verbieten soll. Er wurde bisher von 185 Staaten unterzeichnet, ist jedoch noch nicht in Kraft getreten, da wichtige Länder wie die USA, China, Indien oder Pakistan ihn nicht ratifiziert haben. 2021 trat ein weiterer bedeutender Vertrag in Kraft: der Vertrag über das Verbot von Kernwaffen (TPNW), der den Besitz, Einsatz und die Entwicklung von Atomwaffen vollständig untersagt. Er wurde bisher von 70 Staaten ratifiziert, allerdings ohne Beteiligung der Atommächte.
Organisationen wie die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) überwachen die zivile Nutzung von Kernenergie und kontrollieren, dass keine geheimen Atomwaffenprogramme entwickelt werden. Friedensinitiativen wie ICAN (International Campaign to Abolish Nuclear Weapons), die 2017 den Friedensnobelpreis erhielten, setzen sich weltweit für ein vollständiges Verbot ein.
Aus Nagasaki lernen und Atomwaffen bekämpfen
Die aktuelle Weltlage macht diese Bemühungen besonders dringlich: Laut dem Stockholm International Peace Research Institute (SIPRI) besaßen die Atommächte Anfang 2024 schätzungsweise rund 12.500 Atomwaffen – Tendenz steigend, da Modernisierungsprogramme laufen. Spannungen zwischen Atomstaaten wie Russland und der NATO, der schwellende Konflikt zwischen Pakistan und Indien oder die jüngsten Auseinandersetzungen um das iranische Atomprogramm zeigen, wie groß das Risiko eines neuen atomaren Wettrüstens ist. Der Krieg in der Ukraine hat zudem verdeutlicht, wie schnell Atomdrohungen wieder Teil der Kriegsrhetorik werden können.
Gerade in diesem geopolitisch angespannten Klima ist es deshalb von zentraler Bedeutung, Atomwaffen zu reglementieren oder abzuschaffen. Sie stellen eine existenzielle Bedrohung für die Menschheit dar – ein einziger Atomkrieg könnte Millionen sofort töten und durch radioaktive Verseuchung, Klimafolgen und Hungersnöte das globale Überleben gefährden.
Der Schutz vor einem solchen Szenario kann nur gelingen, wenn Staaten vertrauensbildende Maßnahmen umsetzen, Rüstungskontrolle erneuern und internationale Abrüstungsverträge stärken, anstatt sie zu schwächen. Nagasaki und Hiroshima bleiben Mahnmale dafür, wie katastrophal der Einsatz solcher Waffen ist – und wie wichtig es ist, dass es nie wieder dazu kommt.
Autor: Maximilian Stark 16.07.25, lizenziert unter CC BY-SA 4.0
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