Mobbing an Schulen

Junge sitzt auf dem Boden
Mikhail Nilvo - Pexels

Ratgeber zu ➡️ Mobbing an Schulen

Mobbing, auch als Bullying bekannt, ist ein ernsthaftes Problem, das in vielen Schulen weltweit auftritt. Es bezeichnet wiederholte, absichtliche Handlungen, durch die SchülerInnen andere gezielt beleidigen, ausschließen oder herabsetzen

Diese Verhaltensweisen können sowohl physisch als auch verbal oder digital stattfinden und haben oft tiefgreifende Auswirkungen auf die betroffenen Jugendlichen. Sie können nicht nur das Selbstwertgefühl und die schulische Leistung beeinträchtigen, sondern auch langfristige emotionale und psychische Folgen hinterlassen. 

In der Schulgemeinschaft führt Mobbing oft zu einem vergifteten sozialen Klima, das sich auf alle Beteiligten auswirkt. Daher ist es wichtig, dass Schulen gemeinsam mit SchülerInnen und Eltern Maßnahmen entwickeln, um Mobbing vorzubeugen, betroffene Personen zu unterstützen und eine respektvolle, sichere Lernumgebung zu fördern.

 

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"Jeder Mensch, den du triffst, kämpft einen Kampf, von dem du nichts weißt. Sei freundlich. Immer." - Maya Angelou

 

Junge bedroht einen anderen Jungen
Keira Burton - Pexels

Zahlen und Fakten

Laut der letzten PISA-Studie wurden in Deutschland im Jahr 2022 mehr als 12% der 15-jährigen SchülerInnen häufig an ihrer Schule gemobbt. Ein großer Teil des Mobbings verlief auf psychischer Ebene: 8% aller 15-Jährigen wurden mehrmals im Monat von ihren Mitschülern verspottet; 5% erlebten es mehrmals im Monat, dass unangenehme Gerüchte über sie verbreitet wurden. 6% der 15-Jährigen berichteten aber auch von Mobbing, das physische Gewalt involvierte.

Mehr Mädchen oder Jungen

Untersuchungen zeigen, dass es Unterschiede in den Mustern und Häufigkeiten von Mobbing zwischen Mädchen und Jungen gibt, sowohl in Bezug auf Täter- als auch Opferrollen:

Täterrollen:

  • Jungen sind häufiger Täter bei direktem, körperlichem Mobbing (z. B. Schlagen, Stoßen).
  • Mädchen neigen eher zu indirektem Mobbing, wie sozialer Ausgrenzung, Gerüchte verbreiten oder Beziehungsaggression.

Opferrollen:

  • Mädchen sind häufiger Opfer von indirektem, emotionalem Mobbing, besonders durch Gleichaltrige.
  • Jungen sind öfter Opfer von körperlichem oder verbalem Mobbing.

Was zählt als Mobbing:

  1. Körperliche Gewalt: Schubsen, Treten, Schlagen oder andere physische Angriffe.
  2. Verbale Angriffe: Beleidigungen, Verspotten, Drohungen oder diskriminierende Aussagen.
  3. Soziale Ausgrenzung: Bewusstes Ignorieren, Ausgrenzen, Lästern und Verbreiten von Gerüchten, um die Person isoliert oder unwillkommen zu machen.
  4. Cybermobbing: Beschimpfungen, Bloßstellen oder Verleumdungen in sozialen Netzwerken, über Messenger-Dienste oder andere Online-Plattformen.
  5. Psychischer Druck: Wiederholtes Einschüchtern, Manipulieren oder Bloßstellen, um das Selbstwertgefühl zu untergraben.
  6. Sachbeschädigung oder Diebstahl: Beschädigen, Verstecken oder Stehlen von Gegenständen, die der betroffenen Person gehören.

Diese Handlungen sind meist darauf ausgelegt, die Betroffenen zu erniedrigen, zu verletzen oder zu isolieren und haben oft tiefgreifende Auswirkungen auf deren psychisches Wohlbefinden und soziale Bindungen.

 

Kind wird mit Handy aufgenommen
Un-perfekt - Pixabay

Was ist Cybermobbing

Cybermobbing bezeichnet die absichtliche Belästigung, Beleidigung oder Bedrohung von Menschen über digitale Kanäle wie soziale Medien, Messenger-Dienste oder Online-Plattformen. Es kann in Form von hasserfüllten Kommentaren, Verleumdungen, dem Verbreiten peinlicher Bilder oder Videos sowie der Schaffung von Fake-Profilen erfolgen, um das Opfer zu diffamieren. Besonders gefährlich ist die Unmittelbarkeit und Anonymität, die das Internet bietet, wodurch TäterInnen oft ohne direkte Konsequenzen handeln können. Betroffene erleben psychischen Stress, Angstzustände und ein stark vermindertes Selbstwertgefühl.

Cybermobbing ist rund um die Uhr möglich und kennt keine geografischen Grenzen, was es für Opfer besonders belastend macht. Die Auswirkungen können weitreichend sein und bis zu ernsthaften psychischen Erkrankungen führen. Es ist daher wichtig, Präventionsmaßnahmen zu ergreifen, die sowohl die Opfer als auch die Täter einbeziehen. Aufklärung über verantwortungsbewussten Umgang mit digitalen Medien und der Zugang zu Beratungsstellen sind zentrale Schritte im Kampf gegen Cybermobbing.

Kennst du schon unsere Ratgeber zu Sozialen Netzwerken oder ➡️ Cybermobbing?

Ist Mobbing strafbar

Mobbing und Bullying kann sogar strafbar sein. Bullying ist absichtliches, wiederholtes Verhalten, das darauf abzielt, eine Person körperlich oder emotional zu verletzen, zu erniedrigen oder auszugrenzen. Es kann verbal, physisch oder online (Cybermobbing) stattfinden und hat oft schwerwiegende Folgen für die Betroffenen. Schüler sind mit ab dem 14. Lebensjahrs strafmündig. Beleidigung, Körperverletzung, Sachbeschädigung und Nötigung sind strafbare Handlungen.

 

Ein Mensch sitzt auf dem Bett und sieht deprimiert aus
Flickr | Greg Khng - CC BY-ND 2.0

Ist mein Kind betroffen – Anzeichen

  • Veränderungen im Verhalten: Das Kind wirkt ängstlich, zurückgezogen oder reizbar und meidet soziale Kontakte, die es früher gerne gepflegt hat.
  • Rückgang der schulischen Leistungen: Plötzliche Konzentrationsprobleme, sinkende Noten oder fehlendes Interesse an schulischen Aktivitäten können ein Zeichen für Belastungen durch Mobbing sein.
  • Vermeiden von Schule oder sozialen Aktivitäten: Das Kind hat häufig Bauchschmerzen, Kopfschmerzen oder andere Symptome, um nicht zur Schule gehen zu müssen, oder äußert regelmäßig Unwohlsein.
  • Verlust von Selbstwertgefühl: Häufige Selbstkritik, Abnahme von Selbstbewusstsein oder negative Kommentare über sich selbst sind häufige Folgen von Mobbing.
  • Veränderungen im Schlaf- oder Essverhalten: Schlaflosigkeit, Albträume oder veränderte Essgewohnheiten wie Appetitlosigkeit können durch emotionalen Stress ausgelöst werden.
  • Unerklärliche Verletzungen oder beschädigte Gegenstände: Kleine Verletzungen ohne klare Erklärung, zerrissene Kleidung oder verlorene Gegenstände könnten auf körperliches Mobbing hinweisen.
  • Vermehrte Nutzung oder Meidung sozialer Medien: Bei Cybermobbing kann es sein, dass das Kind entweder vermehrt oder gar nicht mehr online ist, da es in sozialen Medien angegriffen wird.

     

Mobbing
RDNE Stock Project - Pexels

Was kannst du bei Mobbing tun

  1. Offenes und geduldiges Gespräch suchen: Setze dich in einem ruhigen Moment mit deinem Kind zusammen und signalisiere, dass du da bist, um zuzuhören, ohne zu drängen. Es ist wichtig, dass dein Kind spürt, dass es sicher über seine Erfahrungen sprechen kann.
  2. Emotionale Unterstützung bieten: Zeige deinem Kind, dass es in Ordnung ist, sich verletzt oder ängstlich zu fühlen, und bestärke es darin, dass Mobbing nicht seine Schuld ist. Hilf ihm, sein Selbstwertgefühl wieder aufzubauen, indem du seine Stärken hervorhebst.
  3. Klärendes Gespräch mit der Schule führen: Kontaktiere Lehrkräfte oder Schulsozialarbeit und schildere die Situation. Oft kann ein Gespräch dabei helfen, das Problem besser zu verstehen und erste Schritte zur Verbesserung der Situation einzuleiten.
  4. Strategien zur Bewältigung vermitteln: Übe mit deinem Kind, wie es auf schwierige Situationen reagieren kann, z.B. durch Selbstbehauptungstechniken oder, wenn nötig, durch Abstand zu den TäterInnen. Bei Cybermobbing kann es hilfreich sein, bestimmte Online-Inhalte zu blockieren oder zu melden.
  5. Weitere Unterstützung hinzuziehen: Wenn sich die Situation nicht bessert, kann der Kontakt zu einer Beratungsstelle, einem Schulpsychologen oder einer Kinder- und Jugendtherapeutin sinnvoll sein. Professionelle Hilfe kann deinem Kind helfen, seine Gefühle zu verarbeiten und positive Bewältigungsstrategien zu entwickeln.
  6. Vorbild für den Umgang mit Konflikten sein: Kinder lernen viel durch das Verhalten ihrer Eltern. Wenn du Konflikte respektvoll und selbstbewusst löst, hilfst du deinem Kind, positive Verhaltensweisen zu übernehmen.
  7. Prävention stärken: Fördere eine positive Kommunikation und Selbstbewusstsein, auch präventiv. Kinder, die sich gehört und wertgeschätzt fühlen, sind oft weniger anfällig für die Auswirkungen von Mobbing und wissen besser, wann und wie sie sich Hilfe holen können.

     

Junge wird in der Schule gemobbt
Yan Krukau - Pexels

Was können Lehrer gegen Mobbing tun

  1. Anti-Mobbing-Programme implementieren: Schulen können Programme wie "No Blame Approach" oder "Lions Quest" einführen, die speziell darauf abzielen, die Klassengemeinschaft zu stärken und Mobbing zu verhindern. Solche Programme vermitteln Werte wie Respekt, Empathie und Zusammenarbeit.
  2. Klare Regeln und Sanktionen: Es ist wichtig, klare Regeln und Konsequenzen für Mobbingverhalten festzulegen und diese im Schulalltag konsequent umzusetzen. Eine Schulordnung, die respektvollen Umgang und Toleranz betont, kann das Schulklima positiv beeinflussen.
  3. Lehrkräfte schulen: Lehrer sollten in der Erkennung und im Umgang mit Mobbingverhalten geschult werden. Workshops und Weiterbildungen helfen ihnen, Mobbing frühzeitig zu erkennen, einzugreifen und angemessen mit betroffenen SchülerInnen umzugehen.
  4. Schüler sensibilisieren: Regelmäßige Workshops und Projekte, die das Thema Mobbing aufgreifen, können das Bewusstsein der Schüler schärfen. Peer-Programme, bei denen ältere SchülerInnen als Ansprechpersonen dienen, haben sich als wirkungsvoll erwiesen.
  5. Vertrauenspersonen und Anlaufstellen: Lehrer und Schulpsychologen sollten sich als vertrauenswürdige Ansprechpersonen positionieren. Schüler, die gemobbt werden oder Mobbing beobachten, müssen wissen, an wen sie sich wenden können, ohne Angst vor Konsequenzen zu haben.
  6. Individuelle Unterstützung für betroffene Schüler: Schulpsychologen können betroffene Schüler durch Einzelgespräche unterstützen und ihnen helfen, mit den emotionalen Auswirkungen von Mobbing umzugehen. Sie können auch Selbstwert stärkende Übungen und Strategien zur Konfliktbewältigung anbieten.
  7. Mediation und Konfliktlösungen: Schulpsychologen und Lehrer können Mediationen oder Konfliktgespräche zwischen Täter und Betroffenen begleiten, sofern das für beide Seiten sicher und hilfreich ist. Dies kann zur Deeskalation beitragen und dem Täter bewusst machen, wie sich sein Verhalten auswirkt.
  8. Zusammenarbeit mit Eltern: Schulen sollten die Eltern der betroffenen SchülerInnen frühzeitig einbeziehen und gemeinsam nach Lösungen suchen. Regelmäßige Elternabende und Informationsveranstaltungen können das Verständnis und die Zusammenarbeit aller Beteiligten fördern.
  9. Präventives Schulklima schaffen: Schulen sollten ein Klima schaffen, das auf Vertrauen, Respekt und gegenseitiger Unterstützung basiert. Aktivitäten wie Klassenfahrten, Projekttage und Team-Building-Aktivitäten tragen zu einem positiven und gemeinschaftlichen Schulklima bei.

Vertrauenspersonen in der Schule

Schulpsychologen und Vertrauenslehrer sind speziell dafür ausgebildet, Anzeichen von Mobbing frühzeitig zu erkennen und den betroffenen Schülern zu helfen, damit umzugehen. Oft fällt es Kindern schwer, ihre Sorgen zu Hause anzusprechen. Ein Vertrauenslehrer oder Schulpsychologe bietet eine neutrale Anlaufstelle, an die sich Schülerinnen wenden können, ohne Angst vor Verurteilungen oder Konsequenzen. Sie unterstützen sowohl die Opfer als auch die Täter durch individuelle Gespräche und stärken das Selbstwertgefühl der Betroffenen. Zudem können sie Konflikte mediativ begleiten, Präventionsprojekte leiten und die Schulgemeinschaft sensibilisieren. Ihre Arbeit trägt wesentlich dazu bei, das Schulklima zu verbessern und langfristig Mobbing vorzubeugen.

 

Schüler mit Tablet
StartupStockPhotos - Pixabay

Organisationen gegen Mobbing

  • Deutscher Kinderschutzbund (DKSB) – Bietet Beratungen und Projekte, um Kinder vor Gewalt und Mobbing zu schützen und setzt sich für gewaltfreie Schulen ein.
  • Nummer gegen Kummer – Eine kostenlose Hotline, bei der sich Kinder und Jugendliche anonym zu Themen wie Mobbing beraten lassen können (Kinder- und Jugendtelefon in Deutschland: 116111).
  • Schüler helfen Leben – Organisation, die Projekte gegen Mobbing und zur Stärkung der Schulgemeinschaft fördert.
  • Lions-Quest – Ein Programm der Lions Clubs, das soziale und emotionale Kompetenzen fördert und den Zusammenhalt in Klassen stärkt, um Mobbing vorzubeugen.
  • Mobbingfreie Schule - Gemeinsam Klasse sein – Ein Präventionsprogramm der Bertelsmann Stiftung, das Lehrerinnen dabei unterstützt, Mobbing zu verhindern und das soziale Klima in der Schule zu verbessern.
  • Stoppt Mobbing e.V. – Ein Verein, der Workshops und Seminare für Schulen und Organisationen anbietet, um Mobbing zu bekämpfen und Betroffene zu unterstützen.
  • Cyber-Mobbing-Hilfe – Online-Beratungsstelle, die Informationen und Hilfsangebote speziell zu Cybermobbing bereitstellt.
  • No Blame Approach – Ein Anti-Mobbing-Ansatz, der sich auf die Stärkung der Klassengemeinschaft fokussiert und ohne Schuldzuweisungen arbeitet, um Konflikte zu lösen.

Mobbing an Schulen ist ein ernstes Problem, das oft tiefgreifende und langanhaltende Folgen für betroffene Schüler hat. Um diesem entgegenzuwirken, ist es entscheidend, eine Kultur des Hinsehens und der Werteerziehung zu fördern. Schüler sollten von klein auf lernen, dass Empathie, Respekt und Verständnis gegenüber anderen essenziell sind. Werte wie Solidarität und Rücksichtnahme müssen im Schulalltag präsent sein und gestärkt werden, damit die Gemeinschaft nicht von der Macht des Stärkeren geprägt wird.

Lehrer und Eltern sind gleichermaßen gefordert, durch klare Regeln und Vorbilder für ein respektvolles Miteinander zu sorgen und Konflikten proaktiv zu begegnen. Für die Zukunft sollte das Ziel sein, Schulen zu Orten zu machen, an denen jedes Kind sich sicher und akzeptiert fühlt. Indem wir Empathie und respektvollen Umgang miteinander in den Mittelpunkt stellen, können wir Mobbing nachhaltig reduzieren und die Schulgemeinschaft stärken.

Autorin: Jasmin, 13.11.24 - Artikel lizenziert unter CC BY-NC-ND 4.0

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