Mädchen mit Handy
Ron Lach - Pexels

Ratgeber zu ➡️ Cybermobbing

Jedes sechste Schulkind im Alter von 11 bis 15 Jahren ist nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Jahr 2022 online gemobbt worden. Doch Cybermobbing betrifft nicht nur Jugendliche.

Laut einer Studie der EU-Agentur für Grundrechte waren 14 % der Erwachsenen in der EU bereits Opfer von Cybermobbing. Besonders häufig betroffen sind Menschen zwischen 18 und 29 Jahren, Frauen tendenziell häufiger als Männer. In Deutschland gaben 5 % der Erwachsenen an, innerhalb des letzten Jahres online belästigt worden zu sein.

Cybermobbing ist eine Form der Belästigung und Erniedrigung im digitalen Raum, die durch soziale Medien, Chats und andere Online-Plattformen verbreitet wird. Dabei nutzen Täter das Internet, um anderen gezielt Schaden zuzufügen, oft anonym oder unter falscher Identität. Die Auswirkungen von Cybermobbing können tiefgreifend sein und das Wohlbefinden, die psychische Gesundheit und das Selbstwertgefühl der Betroffenen erheblich beeinträchtigen.

Aufgrund der ständigen Erreichbarkeit und der schnellen Verbreitung von Informationen ist Cybermobbing für viele Opfer besonders belastend. Oft sind die Angriffe öffentlich und für ein großes Publikum sichtbar, was den Druck auf die Betroffenen erhöht. Die Prävention und Bekämpfung von Cybermobbing erfordert daher eine Sensibilisierung der Gesellschaft sowie gezielte Maßnahmen zum Schutz der Opfer und zur Ahndung der Täter.

Vielleicht interessiert dich auch unser Ratgeber zu Sozialen Netzwerken. - Unsere Partnerseite Better World Info bietet dir viele englische Links.

Cybermobbing ist wie Gift im Netz. Es verbreitet sich schnell und hinterlässt oft unsichtbare Narben.“ - Unbekannt

 

Jugendliche & Handy
Andrea Piacquadio - Pexels

Zahlen und Fakten

Cybermobbing ist ein wachsendes Problem, das weltweit Millionen Menschen betrifft. Studien zeigen, dass 20–40 % der Jugendlichen bereits Opfer von Cybermobbing geworden sind. In Deutschland gaben 17 % der Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren an, online gemobbt worden zu sein (JIM-Studie 2021). 

Laut einer Umfrage der EU-Kommission hat jeder dritte junge Mensch in Europa bereits Erfahrung mit Cybermobbing gemacht. Die Folgen können schwerwiegend sein: Etwa 25 % der Betroffenen leiden unter psychischen Problemen wie Angststörungen oder Depressionen. Cybermobbing ist besonders gefährlich, weil es rund um die Uhr und oft anonym stattfindet, was die Kontrolle erschwert. Präventionsprogramme und digitale Bildung werden immer wichtiger, um junge Menschen besser zu schützen.

Arten von Cybermobbing

  • Beleidigungen und Beschimpfungen: Direkte, oft beleidigende Nachrichten oder Kommentare, die das Opfer herabwürdigen.
  • Diffamierung und Rufschädigung: Verbreitung von falschen oder peinlichen Informationen, um das Ansehen des Opfers zu beschädigen.
  • Cyber-Stalking: Intensives Verfolgen und Belästigen einer Person über soziale Medien und andere Online-Plattformen.
  • Ausschluss (Exklusion): Gezieltes Ausschließen einer Person aus Online-Gruppen oder Chats, um Isolation zu erzeugen.
  • Happy Slapping: Gewalttätige Übergriffe, die gefilmt und anschließend online geteilt werden, um das Opfer öffentlich bloßzustellen.
  • Identitätsdiebstahl (Impersonation): Vortäuschen einer falschen Identität oder Nutzung der Identität des Opfers, um schädliche Inhalte zu verbreiten.
  • Sexting und Cyber-Erpressung: Missbrauch persönlicher oder intimer Bilder zur Erpressung oder Bloßstellung.

 

Hate speech
Marco Verch - ccnull

Hass im Netz

Hass im Netz, auch „Hate Speech“ genannt, bezeichnet aggressive, herabwürdigende und oft diskriminierende Äußerungen, die über soziale Medien, Foren oder andere Online-Plattformen verbreitet werden. Diese Form von digitalem Hass richtet sich häufig gegen bestimmte Personen oder Gruppen aufgrund von Herkunft, Religion, Geschlecht oder anderen Merkmalen

Die Anonymität im Internet fördert die Hemmungslosigkeit, mit der Hasskommentare gepostet werden, und erschwert das Eingreifen. Die Auswirkungen von Hass im Netz sind oft tiefgreifend: Er kann das psychische Wohlbefinden der Betroffenen stark beeinträchtigen und zur gesellschaftlichen Spaltung beitragen. Maßnahmen wie effektive Moderation und gezielte Aufklärung sind notwendig, um diesem Problem entgegenzuwirken.

Viele wichtige Infos findest du auch in unserem Ratgeber zu Medienkompetenz.

Wann fängt Cybermobbing an

Cybermobbing beginnt, sobald eine Person sich durch das Verhalten anderer online bedrängt, belästigt oder beleidigt fühlt. Besonders bei Jugendlichen fehlt oft das Bewusstsein dafür, welche Auswirkungen verletzende oder peinliche Inhalte haben können, wenn sie im Internet veröffentlicht oder über Chats und soziale Netzwerke verbreitet werden. Was für manche als harmloser Spaß oder Scherz gilt, kann für die Betroffenen schmerzhaft und erniedrigend sein. 

Die permanente Sichtbarkeit solcher Inhalte und die schnelle Verbreitung verstärken das Gefühl der Hilflosigkeit und Isolation bei den Opfern. Cybermobbing umfasst deshalb jede Form von digitalem Verhalten, die anderen Menschen gezielt schadet oder ihr Wohlbefinden beeinträchtigt.

Ist Cybermobbing strafbar

Cybermobbing, ebenso wie Mobbing an sich ist keine eigenständige Straftat, kann jedoch strafrechtlich relevante Handlungen umfassen. Dazu gehören beispielsweise die Veröffentlichung von Bildern ohne die Einwilligung der abgebildeten Person, Beleidigungen, Bedrohungen oder Verleumdungen. Solche Handlungen verstoßen gegen das Persönlichkeitsrecht und können rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. 

Wer sich unsicher ist, ob eine Grenze zum Strafbaren überschritten wurde, sollte nicht zögern, die Polizei zu kontaktieren und gegebenenfalls eine Anzeige zu erstatten. Eine frühzeitige Beratung kann helfen, die Situation einzuschätzen und die eigenen Rechte zu schützen.

 

Ein Mensch sitzt auf dem Bett und sieht deprimiert aus
Flickr | Greg Khng - CC BY-ND 2.0

Wie merkst du, dass dein Kind betroffen ist

  • Veränderungen im Online-Verhalten: Das Kind verbringt plötzlich weniger Zeit im Internet oder wirkt angespannt und zurückgezogen nach der Nutzung digitaler Medien.
  • Emotionale Veränderungen: Anzeichen von Angst, Traurigkeit oder Reizbarkeit, besonders nach der Nutzung von sozialen Netzwerken oder Messenger-Diensten.
  • Schlafprobleme und Rückzug: Schlafstörungen, Appetitlosigkeit oder sozialer Rückzug sind häufige Reaktionen auf Mobbingerfahrungen.
  • Plötzlicher Leistungsabfall: Ein unerklärlicher Leistungsabfall in der Schule oder weniger Interesse an Hobbys und Freunden kann ebenfalls ein Hinweis sein.
  • Verheimlichung: Das Kind versucht möglicherweise, Online-Aktivitäten zu verbergen, oder zeigt Widerstand, wenn Eltern nachfragen.

Wir empfehlen hierzu unseren Ratgeber ➡️ Mobbing an Schulen.

Was kannst du tun, wenn du selbst oder dein Kind betroffen sind

  1. Beweise sichern: Screenshots von beleidigenden Nachrichten, Kommentaren oder Posts machen. Diese können als Beweismittel bei der Polizei oder der Schule genutzt werden.
  2. Das Gespräch suchen: Bei Kindern ist es wichtig, ein offenes Gespräch zu führen. Frage nach, wie sich das Kind fühlt, und biete Unterstützung an. Auch als Erwachsener kann es helfen, mit vertrauten Personen zu sprechen.
  3. Blockieren und Melden: Blockiere Sie den Täter in sozialen Netzwerken oder Messenger-Diensten und melde die Belästigungen bei der Plattform. Viele Netzwerke bieten die Möglichkeit, unangemessenes Verhalten zu melden.
  4. Privatsphäre-Einstellungen überprüfen: Stelle sicher, dass die Einstellungen auf den genutzten Plattformen nur vertrauten Personen Zugriff auf persönliche Informationen und Beiträgen erlauben.
  5. Professionelle Hilfe suchen: Bei schwerwiegenden Auswirkungen wie Depressionen oder Angstzuständen kann professionelle Hilfe durch einen Therapeuten oder Berater sinnvoll sein.
  6. Rechtliche Schritte einleiten: Wenn das Cybermobbing strafrechtlich relevante Handlungen wie Drohungen, Beleidigungen oder die unbefugte Veröffentlichung von Bildern umfasst, sollte Anzeige bei der Polizei erstattet werden.
  7. Schule oder Arbeitgeber einbeziehen: Falls das Mobbing in einem schulischen oder beruflichen Umfeld stattfindet, kann es sinnvoll sein, sich an Lehrkräfte, die Schulpsychologin oder den Arbeitgeber zu wenden, um Unterstützung zu erhalten.

     

Opfertelefon Weißer Ring
Weißer Ring

Organisationen gegen Cybermobbing

  • Nummer gegen Kummer: Diese Anlaufstelle bietet kostenlose, vertrauliche Beratung für Kinder, Jugendliche und Eltern an, die von Cybermobbing betroffen sind. Sie erreichen sie unter der Nummer 116 111 oder über deren Online-Beratung.
  • Jugendschutz.net: Eine deutsche Einrichtung, die sich auf den Schutz von Kindern und Jugendlichen im Internet konzentriert. Sie bietet Beratung und Unterstützung bei Cybermobbing sowie die Möglichkeit, Verstöße zu melden.
  • Die Stiftung "Warentest": Sie bietet Ratgeber und Informationen zu Datenschutz und Online-Sicherheit, um sich vor Cybermobbing zu schützen.
  • Saferinternet.at (Österreich): Diese Plattform bietet zahlreiche Informationen und Hilfestellungen zu Online-Sicherheit und Maßnahmen gegen Cybermobbing für Jugendliche und Erwachsene.
  • #KeinMobbing: Diese Initiative unterstützt Schulen, Eltern und Schüler im Kampf gegen Cybermobbing. Sie bietet Materialien, Beratung und Projekte zur Prävention.
  • Weisser Ring: Eine deutsche Organisation, die Opfer von Straftaten unterstützt, einschließlich Cybermobbing. Sie bieten rechtliche Beratung und psychologische Unterstützung.
  • Stopline: Eine Website, über die Verstöße gegen das deutsche Recht im Internet, einschließlich Cybermobbing, anonym gemeldet werden können.
  • EU Kids Online: Ein internationales Forschungsnetzwerk, das Daten und Informationen über die Online-Sicherheit von Kindern sammelt und Empfehlungen gibt, wie man sich gegen Cybermobbing schützen kann.

Cybermobbing kann in vielen Fällen strafrechtlich relevant sein, etwa bei Beleidigungen, Bedrohungen oder der unbefugten Veröffentlichung von Bildern. Die Polizei kann helfen, die Situation zu klären, eine Anzeige zu erstatten und in schwerwiegenden Fällen Ermittlungen einzuleiten. Es ist wichtig, alle Beweise, wie Screenshots oder Nachrichten, zu sichern und diese bei der Anzeige vorzulegen. Die Polizei bietet Unterstützung und kann dabei helfen, das Opfer zu schützen und gegen den Täter vorzugehen.

 

Kind wird mit Handy aufgenommen
Un-perfekt - Pixabay

Was wir uns wünschen

Es ist traurig, dass so viele Menschen heutzutage durch Hass im Netz verletzt werden. Die Anonymität des Internets gibt vielen das Gefühl, ungestraft Menschen beleidigen und herabwürdigen zu können, ohne die Konsequenzen ihres Handelns zu spüren. Dieser digitale Hass trägt zur Spaltung und Entfremdung in unserer Gesellschaft bei.

Unser Wunsch für die Zukunft ist, dass wir wieder mehr Empathie füreinander entwickeln, sowohl online als auch im realen Leben. Es sollte ein stärkerer Fokus auf respektvollen Umgang und Rücksichtnahme gelegt werden, sodass die digitale Welt ein sicherer und freundlicherer Ort für alle wird.

Autorin: Jasmin, 15.11.24 - Artikel lizenziert unter CC BY-NC-ND 4.0

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