Alternativer Nobelpreis

Das Logo von RLA vor zwei Menschen im Hintergrund

➡️ Right Livelihood Award 2025 - Preisträger & Zeremonie des Alternativen Nobelpreises

Seit 45 Jahren ehrt und unterstützt Right Livelihood einige der mutigsten und inspirierendsten Menschen der Welt. Die Preisträger werden für ihr Engagement geehrt, einige der komplexesten Probleme der Welt zu bearbeiten oder zu lösen.

Die diesjährigen vier Preisträgerinnen und Preisträger werden am 2. Dezember in Stockholm im Rahmen der jährlichen Preisverleihung vor einem internationalen Publikum aus Fachleuten und Unterstützern ausgezeichnet.

Die Right Livelihood Foundation (RLA) würdigt herausragende Leistungen, bietet langfristige Unterstützung und stärkt die öffentliche Wahrnehmung jener, die sich in besonderem Maße für Frieden, Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit einsetzen.

In der englischen Rubrik auf Better World Info zu Right Livelihood findest du deshalb eine umfangreiche Auflistung aller Preisträger seit 1980 inklusive Informationen zu ihrer wichtigen Arbeit und verwandten Themen! - Alles auch zur diesjährigen Verleihung und den Preisträgern. Unbedingt besuchen!

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Mehrere Menschen warten auf die Vergaben von Nahrung im Sudan

Wer sind die Right Livelihood Preisträger 2025?

Emergency Response Rooms - im Sudan

„Für den Aufbau eines widerstandsfähigen Modells gegenseitiger Hilfe inmitten von Krieg und Staatszerfall, das Millionen von Menschen ein würdevolles Überleben ermöglicht.“

Der Bürgerkrieg im Sudan entspringt ethnischen Spannungen, wirtschaftlichen Ungleichheiten und jahrzehntelanger politischer Instabilität. Die verfeindeten Fraktionen sind in einen Machtkampf verstrickt, der bislang 150.000 Menschen das Leben gekostet hat. In der schwersten Vertreibungskrise der Welt mussten über 14 Millionen Menschen ihre Heimat verlassen.

Emergency Response Rooms sind von Gemeinden geführte, ehrenamtlich organisierte Netzwerke, die dringend benötigte humanitäre Hilfe für die am stärksten betroffenen Menschen leisten. Sie stellen Nahrungsmittel, Wasser und medizinische Versorgung bereit, bieten Schutz und unterstützen Evakuierungen.

Trotz des tobenden Krieges sind sie in allen 18 Bundesstaaten aktiv und stehen für ein neues Modell dezentralisierter, lokal organisierter Hilfe. Ihre Arbeit bringt die Freiwilligen in große Gefahr – viele wurden inhaftiert, gefoltert oder getötet, während sie Zivilisten zu schützen versuchten.

Ein Spotlicht fällt auf ein bedrucktes Papier mit dem Logo von Justice for Myanmar in der Mitte.

Justice for Myanmar -

„Für ihren Mut und ihre bahnbrechenden investigativen Methoden, mit denen sie die internationale Unterstützung für Myanmars korrupte Militärführung aufdecken und untergraben.“

Seit dem Militärputsch von 2021 wird Myanmar von einer Junta beherrscht, die 6.000 Menschen getötet, über 20.000 willkürlich inhaftiert und mehr als 3,5 Millionen innerhalb des Landes vertrieben hat. Seit der Machtübernahme verübt das Militär systematische Angriffe auf die Zivilbevölkerung, bombardiert Schulen und Krankenhäuser straflos und blockiert humanitäre Hilfe.

Seit Jahrzehnten führt die Regierung eine völkermörderische Kampagne gegen die Rohingya, verweigert ihnen ihre Rechte und ihre Lebensgrundlagen. Die Junta nutzt die Einschränkung von Hilfsgütern gezielt als Teil ihres brutalen und repressiven Regimes. Im Jahr 2024 kam es zu einer neuen Welle der Gewalt, als der Bundesstaat Rakhine zum Schauplatz eines erbitterten Konflikts zwischen Militär und Arakan Army wurde.

Justice for Myanmar arbeitet unermüdlich daran, Gerechtigkeit und Rechenschaft für die Menschen in Myanmar einzufordern. Die Organisation deckt Länder, Unternehmen und Einzelpersonen auf, die vom Krieg und vom Leid der Bevölkerung profitieren oder diese finanzieren.

Sie konnte multinationale Konzerne dazu bewegen, Geschäfte im Wert von Hunderten Millionen Dollar abzubrechen, um das Militärkartell offenzulegen und zu schwächen. Ihre Cartel Finance Map zeigt ein aufrüttelndes Netzwerk von Unternehmen und ASEAN-Mitgliedsstaaten, die das Regime durch Geschäfte, Bestechung und undurchsichtige Finanzströme stützen.

Eine Demo der Pacific Island Students Fighting Climate Change mit Schildern und Bannern

Pacific Island Students Fighting Climate Change & Julian Aguon -

„Dafür, den Ruf nach Klimagerechtigkeit vor das höchste Gericht der Welt getragen zu haben – und damit das Überleben zu einer Frage der Rechte und den Klimaschutz zu einer rechtlichen Verpflichtung zu machen.“

Im Jahr 2019 entwickelte eine Gruppe von Jurastudierenden der University of the South Pacific die Idee, die UN-Generalversammlung dazu zu bewegen, ein Gutachten des Internationalen Gerichtshofs (IGH) zu den völkerrechtlichen Verpflichtungen der Staaten in Bezug auf die Bekämpfung der Klimakrise einzuholen.

Dieser mutige Schritt kleiner Inselstaaten zielte darauf ab, die dringenden Fragen von Klimagerechtigkeit, Schulden, Minderung und Anpassung auf die globale Agenda zu setzen. Gerade diese Staaten sind am stärksten von den Folgen des Klimawandels betroffen, obwohl sie am wenigsten zu seiner Entstehung beigetragen haben. Die Initiative erhielt die Unterstützung von Vanuatu, das sie anführte, und schließlich den Rückhalt zahlreicher weiterer Nationen weltweit.

Am 23. Juli 2025 veröffentlichte der IGH sein Gutachten, das einstimmig von allen 15 Richterinnen und Richtern angenommen wurde. Zum ersten Mal wurde die Klimakrise offiziell als „dringende und existentielle Bedrohung“ eingestuft und betont, dass „Zusammenarbeit keine Frage der Wahl, sondern eine dringende Notwendigkeit und rechtliche Verpflichtung für Staaten“ sei.

Das Gutachten hat die Verwundbarkeit kleiner Inselstaaten ins öffentliche Bewusstsein gerückt und gezeigt, dass kollektives Handeln und rechtliche Verantwortlichkeit entscheidende Instrumente auf dem Weg zu Gerechtigkeit und nachhaltiger Entwicklung sind. Es bietet Gerichten weltweit klare Orientierung bei Klimaklagen und wird die Klimarechtsprechung über Jahrzehnte hinweg prägen.

Das IGH-Gutachten kann nun genutzt werden, um von Regierungen und Parlamenten ambitioniertere Klimaschutzmaßnahmen zu verlangen, die Einhaltung des Pariser Abkommens sicherzustellen und nationale sowie internationale Klimagesetze umzusetzen.

Julian Aguon, ein Chamoru-Menschenrechtsanwalt und Schriftsteller aus Guam, spielte eine zentrale Rolle in dem Verfahren. Seine Kanzlei Blue Ocean Law entwickelte die juristische Strategie, die die Forderung der Studierenden erfolgreich vor Gericht brachte.

Eine Portraitaufnahme von Aubrey Tang

Audrey Tang - Taiwan

„Für die Förderung des sozialen Einsatzes digitaler Technologien, um Bürgerinnen und Bürger zu stärken, die Demokratie zu erneuern und gesellschaftliche Spaltungen zu überwinden.“

Digitale Technologien verändern demokratische Prozesse und prägen, wie Menschen sich politisch engagieren. Sie spielen heute eine Rolle in Wahlkampagnen, in der Kommunikation mit Politikerinnen und Politikern, bei der Meinungsbildung, der Informationsbeschaffung, beim Wählen und in der Organisation von Wahlen selbst.

Diese Werkzeuge eröffnen neue Wege der Teilhabe, Transparenz und Rechenschaftspflicht. Soziale Medien und staatliche Online-Foren erleichtern den öffentlichen Diskurs, ermöglichen es Bürgerinnen und Bürgern, gehört zu werden, und schaffen Möglichkeiten, politische Verantwortung einzufordern.

Audrey Tang war Taiwans erste Digitalministerin und Cyber-Botschafterin. Sie hat gezeigt, wie Technologie Vertrauen vertiefen und Millionen Menschen die Chance geben kann, aktiv an der Gestaltung von Politik mitzuwirken. Mit dem Ziel, Polarisierung zu bekämpfen und demokratische Werte zu stärken, werden ihre Konzepte zu digitaler Demokratie und Bürgerbeteiligung inzwischen weltweit umgesetzt, um offene, inklusive und transparente Regierungsführung zu fördern.

In Zusammenarbeit mit Regierungen, zivilgesellschaftlichen Organisationen und der Tech-Branche wurde sie zu einer Pionierin der Open-Source-Bewegung, machte Breitbandzugang zu einem Menschenrecht und nutzte Civic Hacking, um Kampagnen gegen Desinformation und Deepfakes zu starten.

Autorin: Rachael Mellor, 21.10.25, Übersetzung: Maximilian Stark, 22.10.25, lizenziert unter CC BY-SA 4.0

Weitere Informationen zu den Right Livelihood Awards findest du unten ⬇️