TikTok Infos - Gefahren und Tipps

Ein Handybildschirm mit einem TikTok-Symbol
Flickr | Solen Feyissa - CC BY-SA 2.0

Seit seiner Entstehung 2016 ist das soziale Netzwerk ➡️ TikTok die am schnellsten wachsenden Videoplattform weltweit. Vor allem in den letzten Jahren hat es immense Popularität erlangt - insbesondere unter jungen Nutzern. 2022 stellten die 14- bis 19-Jährigen einen Nutzeranteil von 56 Prozent in Deutschland, weltweit ist es die die Gruppe zwischen 18 und 24 Jahren, die am häufigsten auf TikTok vertreten ist.  Die App ist benutzerfreundlich, niederschwellig und leicht zu bedienen, sie besticht durch kurze Videoformate und einen effektiven Algorithmus für Empfehlungen. Die Integration von lizenzfreier Musik, ein globaler Fokus und die Mitmachkultur tragen ebenfalls zur Beliebtheit bei.

Doch immer wieder steht TikTok auch in der Kritik. Es gibt Bedenken hinsichtlich des Jugend- und Datenschutzes und Vorwürfe bezüglich Spionage und Zensur zugunsten der chinesischen Regierung. Denn obwohl die geschäftlichen Aktivitäten mittlerweile in den USA abgewickelt werden, ist das chinesische Mutterunternehmen hinter TikTok, ByteDance, eng mit China verwoben.

Bessere Welt Info schaut kritisch auf das soziale Netzwerk und beschäftigt sich mit den Risiken, Vorfällen und Bedenken. Daneben schauen wir auch auf mögliche Sicherheitsschritte, die man beim Umgang mit der App beachten sollte und geben praktische Tipps für Eltern und Erwachsene, wie sie bei Kindern und Jugendlichen Medienkompetenz vermitteln können.

Drei Kinder, die mit einem Smartphone spielen
Flickr | Kyle Mahaney - CC BY-NC 2.0

Risiken und Vorwürfe gegen TikTok

Suchtgefahr und Jugendgefährdung

Die kurzweiligen Videos, oft im Loop abgespielt, können süchtig machen. Im Jahr 2023 gab mehr als die Hälfte der befragten TikTok-Nutzer an, dass sie täglich mehr als eine Stunde auf der Plattform verbringen. Diese übermäßige Nutzung kann zu Schlafstörungen, Konzentrationsproblemen und sozialem Rückzug führen. Vor allem junge Menschen sind gefährdet, denn die Sucht ist kein Zufall, sondern Geschäftsmodell der sozialen Netzwerke. Je mehr Zeit die Nutzer auf der Plattform verbringen, umso mehr Werbeeinnahmen lassen sich generieren. 

Zwar gilt bei der App eine Altersbeschränkung von 13 Jahren, allerdings hat sich gezeigt, dass sich die Prüfung leicht umgehen lässt. Neben der Suchtgefährdung gibt es noch andere Bedenken: 2022 gab ein Viertel der befragten Kinder und Jugendlichen an, bereits Cybergrooming, also sexuelle Kontaktaufnahme durch Erwachsene, erfahren zu haben (Medienanstalt NRW 2022). Zwar versucht TikTok Maßnahmen gegen sexuelle Belästigung im Netz umzusetzen, allerdings gibt es immer wieder Berichte über eine mangelhafte Umsetzung (futurezone 2019).

Zudem sind Kinder und Jugendliche auf der Plattform vielen Inhalten ausgeliefert, die sie in ihrer Entwicklung stören oder negativ beeinflussen können. Dazu zählen drastische Gewaltdarstellungen, Beiträge über Selbstmord, Selbstverletzung oder übermäßigen Drogenkonsum. Ein Beispiel ist die Lachgas-Challenge, die TikTok-Nutzer dazu animierte, Lachgas zu konsumieren und sich dabei zu filmen. Auch wiederkehrende Fälle von Liebesbetrug mit gefälschten Profilen wurden registriert. 

Eine Statistik zu problematischen Inhalten im Netz
statista 2021

Falschinfos und Zensur

Eine weitere Kritik an TikTok bezieht sich auf Falschmeldungen. Eine Studie von NewsGuard ergab, dass in 105 von 540 untersuchten Videos falsche Inhalte verbreitet wurden. Diese bezogen sich beispielsweise auf die US-Präsidentschaftswahlen 2020, die Covid-Pandemie oder den Ukrainekrieg. Auch antisemitische Beiträge sind ein Problem. Die Leiterin der Bildungsstätte Anne Frank kritisierte, dass auf der App Raum für antisemitische Codes, Geschichtsrevisionismus oder Shoah-Leugnung geboten wird. 

In der Vergangenheit wurden auf TikTok Inhalte zensiert, die sich kritisch mit dem chinesischen Sozialismus, der Unterdrückung der Uiguren oder den Protesten in Hongkong befassten. Politische Debatten sollen bewusst unterdrückt und der Unterhaltungsaspekt der App in den Fokus gerückt werden. Dazu werden gezielt Algorithmen und Moderationsstufen genutzt, die Inhalte genau überprüfen. Liveübertragungen von politischen Reden sind nicht erlaubt. 

In den betreffenden Ländern wird auch Kritik an den Staatschefs wie Wladimir Putin, Xi Jinping oder Recep Tayyip Erdoğan nicht erlaubt und herausgefiltert. Eine Recherche mehrerer deutscher Medien ergab, dass auch in Deutschland Wortfilter bei TikTok genutzt werden. Kommentare, die Drogen oder Bezüge zu Sexualität enthalten, werden demnach in ihrer Reichweite eingeschränkt oder vollends gelöscht. 

Filterblasen als Gefahr für die Demokratie

Zudem besteht wie bei jedem sozialen Netzwerk die Gefahr, sehr schnell in eine Filterblase zu geraten, die nur eine bestimmte Meinung und jeweilige Inhalte reproduziert und abweichende Meldungen schlichtweg ausklammert. TikTok verwendet einen Algorithmus, um Inhalte basierend auf den Vorlieben und dem Verhalten eines Nutzers zu personalisieren. Nutzer bekommen Inhalte zu sehen, die ihren bereits bestehenden Ansichten und Interessen entsprechen.

Die Gefahr ist hoch, dass dies zur Verstärkung von Vorurteilen führt, den Austausch unterschiedlicher Perspektiven erschwert und die Entstehung von Echo-Kammern begünstigt. Filterblasen und Falschmeldungen stellen eine ernsthafte Gefahr für unsere Demokratie dar. 

Denn durch die ständige Wiederholung ähnlicher Inhalte werden Nutzer auch in extremistischen Überzeugungen bestärkt und die gesellschaftliche Polarisierung nimmt zu. Das zeigt sich vor allem auch in der starken Bespielung von TikTok durch rechte Parteien wie der AfD, die gezielt populistische Inhalte für die Plattform produzieren. 

Cybermobbing und TikTok

Wie auf anderen Social-Media-Plattformen besteht auch auf TikTok die Gefahr von Cybermobbing. In Deutschland haben über 50 Prozent der 14- bis 17-Jährigen bereits Erfahrung mit übergriffigen Verhalten im Internet gemacht (Spiegel 2022). Vor allem TikTok hat als digitaler Tatort in den letzten Jahren am stärksten zugelegt. So wurde bekannt, dass TikTok die Reichweite von Menschen mit Behinderung oder Adipositas und queeren Personen einschränkt. Offiziell zwar, um Mobbing gegen diese Gruppen zu unterbinden; doch dadurch wird die Meinungsfreiheit eingeschränkt, Vorurteile gefördert und kritische Stimmen unterdrückt. 

In der Anfangszeit der App waren zudem LGBTQIA+ Inhalte generell verboten. Dies führte zu großer Kritik hinsichtlich der Einschränkung der sexuellen Selbstbestimmung und der Meinungsfreiheit. Zwar hat das Unternehmen seit 2021 die Regelungen abgemildert und wirbt in manchen Ländern mit queeren Persönlichkeiten, doch in manchen Ländern wie Russland werden Inhalte zu diesen Themen nach wie vor zensiert und geblockt. Einige Nutzer greifen daher auf zensurumgehende Codes zurück wie das Leetspeak, um dennoch kritische Inhalte posten zu können. 

Statistik zu Engagement-Verhalten auf TikTok
statista 2023

Datenschutzbedenken bei TikTok

TikTok stand in der Vergangenheit wiederholt wegen Verfehlungen in Bezug auf Datenschutzrichtlinien und die Handhabung von Benutzerdaten in der Kritik. Die App sammelt umfangreiche Informationen, darunter Standortdaten, Geräteinformationen und sogar biometrische Daten. Im Jahr 2021 wurde bekannt, dass TikTok iOS- und Android-Geräte-IDs sammelte.

Durch eine Sicherheitslücke konnten Hacker 2020 die Daten von 800 Millionen TikTok-Konten auslesen. Auch später wurden immer wieder Sicherheitslücken aufgedeckt, die ermöglichen, sensible Daten einzusehen oder Konten anzugreifen. 2023 verhängt daher die EU eine Geldbuße in Höhe von 345 Millionen Euro gegen TikTok aufgrund von Verstößen gegen die EU-Datenschutzverordnung. 

In mehreren Ländern ist die App daher verboten: In Indien oder Jordanien ist sie gänzlich verboten; in USA, Kanada oder Australien ist die Anwendung von TikTok auf Regierungsgeräten untersagt. Begründet wurde dies auch immer wieder mit der Befürchtung, dass sensible Regierungsdaten ausgelesen und an die chinesischen Behörden übergeben werden könnten. 

Zwar wehrte sich das Unternehmen gegen diese Vorwürfe und verwies auf seine Unabhängigkeit, aber die Vorbehalte bleiben bestehen. Auch die Hackergruppe Anonymous nannte TikTok eine „von der chinesischen Regierung betriebene Malware“. US-Journalisten, die kritisch über TikTok berichteten, wurden nachweislich ausspioniert – auch um herauszufinden, welche TikTok-Mitarbeiter mit ihnen kooperiert hatten. 

In Deutschland verhält man sich da bislang eher unentschlossen. Eine Prüfung der Bundesregierung sah 2023 keine Gefahr für den öffentlichen Dienst durch die App. Doch Datenschutzprobleme wurden durchaus festgestellt. In manchen Ministerien ist die Nutzung ausgeschlossen, in anderen gibt es dazu keine Vorgaben. 

Die USA versuchen dabei immer wieder Deutschland auf einen klaren Kurs zu bringen – forderten beispielsweise beim Ausbau des 5G-Netzes, auf Komponenten aus China zu verzichten. Zwar wäre ein Verbot der App in Deutschland ein deutliches Zeichen gegen die chinesische Autokratie und ihr soziales Netzwerk. Doch diese Debatte verdeutlicht auch die geopolitische Position Deutschlands: Denn über die Machenschaften der amerikanischen Tech-Unternehmen wird deutlich weniger kritisch berichtet und verhandelt. Denn auch diese nutzen Spionage und haben Datenschutzprobleme.

Zwei Kinder und eine erwachsene Frau schauen auf ein Handy
Flickr | Juhan Sonin - CC BY 2.0

Sicherer Umgang für Kinder auf TikTok

TikTok bietet eine Reihe von Risiken, speziell für Kinder. Doch ein Verbot würde kaum die gewünschte Wirkung erzielen. Denn schlussendlich sind soziale Medien Teil unserer modernen Gesellschaft. Ein sicherer und verantwortungsvoller Umgang ist daher unerlässlich. 

Bessere Welt Info bietet dir hier ein paar hilfreiche Tipps, um sicherzustellen, dass dein Kind TikTok sicher nutzt. Das setzt allerdings voraus, dass du dich über die App und ihre Funktionsweisen informierst und mit ihnen vertraut bist. 

Ein zentraler Aspekt ist die Anpassung der Privatsphäre-Einstellungen. Hierzu gehst du in die Einstellungen des TikTok-Profils und setzt das Konto auf "Privat". Auf diese Weise können nur genehmigte Follower die Inhalte sehen, was das Risiko unerwünschter Interaktionen reduziert. Ein wichtiger Punkt betrifft die Standortfreigabe. Überprüfe die Standortfreigabe-Einstellungen und deaktiviere sie.

Verfügbare Filter und Moderationstools sind hilfreich, um den Inhalt zu steuern. Diese Tools können dazu beitragen, unangemessene Inhalte zu filtern und die Sichtbarkeit von bestimmten Begriffen oder Hashtags zu beschränken. Überprüfe dazu auch die Altersbeschränkungen von TikTok und stelle sicher, dass deine Kinder die Plattform entsprechend ihrem Alter nutzen. 

Die Interaktionen mit Fremden sollten eingeschränkt werden, indem Kommentare, Nachrichten und Duette nur für genehmigte Follower oder bestimmte Freunde zugelassen werden. Erkläre deinen Kindern auch, wie sie unangemessene Inhalte oder Nutzer melden können. Betone die Wichtigkeit des sofortigen Handelns, wenn sie sich unwohl fühlen, und zeige ihnen, wie sie unerwünschte Kontakte blockieren können.

Bildung über Datenschutz und soziale Medien ist entscheidend. Nimm dir Zeit, die Datenschutz-Richtlinien von TikTok zu lesen und erkläre deinen Kindern, welche Informationen sie teilen können und welche besser privat bleiben sollten. Sprich mit ihnen auch über die Gefahren der sozialen Medien und versuche einen sensiblen und achtsamen Umgang zu schaffen. Schulungen zu persönlichen Daten im digitalen Raum sind hierbei unterstützend.

Führe darüber hinaus regelmäßige Gespräche mit deinen Kindern über ihre Erfahrungen auf TikTok. Setzt euch regelmäßig zusammen und überprüft gemeinsam die erstellten TikTok-Inhalte. Diskutiert, welche Art von Inhalten angemessen ist und welche nicht. Dies fördert ein Bewusstsein für sicheres Online-Verhalten

Ermutige sie dazu, sich bei dir zu melden, wenn ihnen etwas unangenehm erscheint. Und kläre sie darüber auf, wie man auf unangemessene Kommentare oder Anfragen angemessen reagiert. Legt gemeinsam angemessene Zeitlimits für die Nutzung von TikTok fest, um exzessiven Konsum zu vermeiden und eine ausgewogene Lebensweise zu fördern.

Autor: Maximilian Stark 13.03.24, lizenziert unter CC BY-NC-SA 4.0

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