Frauen und Gleichberechtigung - Was muss sich ändern?

An den derzeitigen katastrophalen Entwicklungen für die Frauenrechte in Afghanistan lässt sich frustriert beobachten, dass vor allem in ärmeren Ländern keinerlei Gleichberechtigung herrscht. Im Westen können Frauen zum Glück auf grundlegende Frauenrechte vertrauen - dürfen dementsprechend selbstbestimmt leben, wählen, studieren und arbeiten. Trotzdem ist es auch im Westen noch ein weiter Weg bis zur Gleichstellung von Mann und Frau.

Denn die mangelnde Gleichberechtigung zeigt sich in einigen Bereichen noch besonders stark: Dazu gehört der immer noch gängige Sexismus in der Arbeitswelt sowie die drastischen Benachteiligungen in eben dieser. Von Frauen wird hier klarerweise immer wieder die Lohnlücke zwischen den Gehältern von Frau und Mann diskutiert. In Deutschland betrug die Lohnlücke 2020 ganze 18% - und das für dieselbe Arbeit. Gerade in diesem Bereich offenbart sich die Diskriminierung. Hinzu kommt, dass Frauen als Führungskräfte immer noch eine Minderheit sind – deutschlandweit befanden sich 2019 nur 29% der erwerbstätigen Frauen in einer Führungsposition.

Selbst in Sachen Kindererziehung ziehen die Frauen langfristig gesehen meist den Kürzeren und enden im schlimmsten Fall sogar in der Altersarmut. Denn Frauen vermissen die fehlenden Arbeitsjahre aufgrund von Schwangerschaft und Karenzzeitspäter bei ihrem Pensionsgeld. Auch wenn Männer und Frauen gemeinsam Verantwortung für das geborene Kind tragen, leiden Frauen ungerechterweise stärker unter den negativen Konsequenzen.



Vorurteile und Sexismus in der Arbeitswelt

Vorurteile und Sexismus sind grundlegende Gründe, warum Frauen im Job weiterhin benachteiligt werden. Es ist allgemein bekannt, dass Männer gegenüber Frauen mehr Vorurteile haben. Das beweist auch die UNDP-Studie 2020 – demnach haben weltweit 9 von 10 Menschen Vorurteilen gegenüber Frauen. Beispielsweise kann sich die Mehrheit einen Mann besser als Chef oder Manager vorstellen als eine Frau. Diesem Gedankenmuster zufolge sind Frauen eindeutig nicht gleichberechtigt.

Die andere Seite der Benachteiligung erfolgt durch praktizierten Sexismus. Die Brüsseler Stiftung Foundation for European Progressive Studies (FEPS) und ihrer französischen Partnerorganisation Fondation Jean-Jaurès haben 2019 eine Studie über Sexismus am Arbeitsplatz präsentiert. Dafür wurden mehr als 1000 Frauen aus Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Spanien und Italien befragt. Das Ergebnis war ernüchternd: Mehr als zwei Drittel der Frauen in Deutschland haben bereits sexistisches Verhalten oder sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz erlebt. Die Studien belegen klar, da besteht noch Aufholbedarf.

Wie äußert sich Sexismus jetzt in der Arbeitswelt? Leider werden Frauen immer wieder auf Äußerlichkeiten reduziert und als Menschen nicht so richtig ernst genommen. Dieser Effekt zeigt sich in unterschiedlichen Nuancen: Diskriminierung durch Reduzierung auf äußere Geschlechtsorgane. Diskriminierung aufgrund von möglicher Schwangerschaft oder Elternzeit. Sowie Diskriminierung, weil man in männerdominierten Branchen als Frau nichts verloren hat.

Gleichberechtigung für Frauen - Was muss sich ändern?

1. Vereinbarkeit von Familie & Beruf fördern und Kinderbetreuung ausbauen

Gerade die Kombination aus Kindererziehung und Beruf wirft viele Herausforderungen für Frauen auf. In Finnland und Frankreich läuft das Modell derzeit so, dass Kinder bereits früh von anderen betreut werden, in Form von Tagesmüttern, Kitas oder Kindergärten. Müttern stehen in Frankreich nämlich nur 10 Wochen geschützte und finanzierte Elternzeit zur Verfügung. Danach muss wieder mehr Geld her, denn sonst wird das Leben schwer. Schon staut sich für Frauen der dreifache Stress aus Kindererziehung, Haushalt und Arbeit auf.

Kinder großzuziehen, ist aber eine lebenswichtige Aufgabe, die auch Zeit beansprucht. Es muss klar sein, die Mütter von heute prägen die Generation von morgen. Für Frauen, die die Kindererziehung anfangs nicht aus der Hand geben wollen, braucht es auch neue soziale Ansätze. Das zeigen Deutschland und Schweden, wo Frauen sogar bis zu 14 Monate mit ausgezahltem Elterngeld bei ihren Kindern bleiben können. In Österreich ist es sogar möglich, dass Frauen 2 Jahre bei ihren Kindern bleiben und trotzdem rund 80% des Gehaltes weiter ausbezahlt bekommen. Frauen, die vorher keiner Arbeit nachgegangen sind, steht seit 2017 ebenfalls Kinderbetreuungsgeld zur Verfügung. Die Höhe beträgt zwischen 14 und 34 € und hängt von dem Betreuungszeitraum ab.

Es ist wichtig für Frauen im Alter keine Nachteile in der Pension entstehen zu lassen. Hierfür zeigt Österreich einen Vorschlag namens Pensionssplitting, wo der arbeitende Partner sein Pensionsgeld mit der Frau für einen bestimmten Zeitraum teilt, um gemeinsam Verantwortung für die Kinderbetreuung zu übernehmen. Natürlich wären auch passende staatliche Lösungen für alleinerziehende Frauen besonders wichtig. Man sieht vor allem in diesem Bereich braucht es eindeutig mehr Vorsorge für Frauen.

Klarerweise braucht es für Kinder auch genügend passende und finanzierbare Betreuungsangebote, wenn die Mütter in die Arbeitswelt zurückkehren müssen. Außerdem sollten auf Berufsgruppen zugeschnittene Teilzeit- und Homeoffice-Angebote ausgebaut werden, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu fördern.

2. Karriere und Verdienstchancen von Männern und Frauen angleichen und fördern

Die Differenzen der Gehälter gehören endlich angepasst, weil Frauen auch im selben Job immer noch weniger verdienen als Männer! Das Motto der Gleichberechtigung lautet aber: „Gleiches Geld für gleiche Arbeit, liebe Unternehmen!“ Hierfür wird allerdings auch Transparenz auf Seiten der Arbeitgeber notwendig.

Damit die Karrierechancen von Frauen erhöht werden können, gibt es in einigen Branchen bereits bestimmte Forderungen. Hierzu zählt im medizinischen Bereich zum Beispiel die Frauenförderung in der Onkologie und Hämatologie durch die DGHO (Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie). In diesem Sinne geht es darum, durch spezifische Maßnahmen mehr Ärztinnen in diesem Fachzweig zu bringen sowie auch durch Teilzeit-Angebote Familie und Beruf vereinbarer zu gestalten. Weiters fördert allgemein auch die rechtlich eingeführte Frauenquote die Gleichstellung von Frauen in männerdominierten Berufen.

3. Geschlechterklischees bei der Berufswahl abbauen

In Jobinseraten wird mittlerweile prinzipiell immer gegendert. Ob sich das Problem der Diskriminierung aufgrund des Geschlechtes nun erledigt hat, bleibt wohl fragwürdig. Denn das Bild der klassischen Männer- und Frauenberufe ist bis heute geblieben. Elektroniker, Techniker und Architekten sind männlich. Und Friseurin, Verkäuferin und Sekretärin sind weiblich. Auch wenn in einigen technischen Bereichen bereits mehr Frauen arbeiten, hört man als Frau immer noch, dass es sich um einen klassischen Männerberuf handelt.

Bei der Wahl für einen neuen Mitarbeiter sollte es allen voran um die Fähigkeiten der Person gehen und nicht um das Geschlecht des Bewerbers. Jobentscheidungen aufgrund von Geschlechtern auszusuchen kommt immer wieder vor, ist aber klarerweise komplett unseriös. Sucht man einen guten Mitarbeiter oder sucht man einen guten Freizeitkumpel? Derlei diskriminierende Entscheidungen sind per Gesetz prinzipiell verboten, werden aber leider unter der Hand doch immer wieder praktiziert. Denn wer wird diese Entscheidung schon richterlich einklagen und wo gibt es Beweise für diese Art der Diskriminierung?

Das alles spricht jedenfalls klar gegen die Gleichberechtigung. Weil die Berufswahl häufig bereits in jungen Jahren getroffen wird, wäre es ein Kernelement, diesen Missstand bereits bewusst in der Schule anzusprechen und entgegenzuwirken, mit Initiativen wie dem Girls-Day.

4. Frauen gleichstellen und Sexismus entgegenwirken

Leider ist es immer noch notwendig, über Sexismus am Arbeitsplatz zu sprechen, damit der Problematik entgegengewirkt werden kann. Die Diskriminierung durch unbewusste und bewusste sexistische Witze und Aussagen muss für Mitarbeiter greifbarer werden. Denn frauenfeindliche Witze sind nicht lustig und sexistische Kommentare sind keine Komplimente! Natürlich muss dafür der Respekt unter den Mitarbeitern, Frauen und Männern gestärkt werden. Wenn es dann doch zu sexueller Belästigung kommt, müssen klarerweise Konsequenzen für den Täter folgen. Denn auch Arbeitgeber haben ihren Angestellten gegenüber Verantwortung und müssen dementsprechend gegen sexuelle Belästigung vorgehen.;

Es gibt zwar bereits Gesetze, die Opfer von Sexismus und sexueller Belästigung am Arbeitsplatz schützen sollen, doch werden sie aus vielerlei Gründen häufig gar nicht erst in Anspruch genommen: Unwissenheit, Angst oder keine passende Anlaufstelle am Arbeitsplatz. Damit Frauen sich trauen, sexuelle Belästigungen zu melden, ist es sinnvoll, speziell eine weibliche Anlaufstelle einzurichten, die sich darum kümmert. Damit du dich selbst über deine Rechte informieren kannst, findest du hier einige wichtige Informationen im Zusammenhang mit sexueller Belästigung.

Fazit

Damit Frauen den nächsten Schritt auf der Leiter der Gleichberechtigung erklimmen können, muss einerseits über Problematiken wie Sexismus und Diskriminierung am Arbeitsplatz gesprochen werden. Andererseits sollten auch neue soziale Lösungen für die Kindererziehung generiert werden. Dafür ist es ebenso wichtig, dass Frauen und Männer gemeinsam an einem Strang ziehen.



Artikel von Nina Göttfried, 24.10.2021

Beitragsbild: unsplash.com / Gayatri Malhotra

Bild 2: unsplash.com / Natalie Hua

Bild 3: unsplash.com / Samantha Sophia

Frauen und Gleichberechtigung - Was muss sich ändern? by Nina Göttfried is licensed under CC BY-NC-ND 4.0



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