Parteienfinanzierung in Österreich

Die Finanzierung der politischen Parteien ist ein Thema, das zu Recht immer wieder für Diskussionen sorgt. Bund und Ländern haben die Parteien in 2024 mit 273 Mio Euro unterstützt. Hier ein Überblick über die Zahlen für 2024 (2023) in Österreich ORF 12/24 (ORF 12/23):

  • Die ÖVP (Österreichische Volkspartei) führt mit 89 Mio € (80). Auch hier bilden staatliche Zuschüsse den Löwenanteil, unterstützt durch Beiträge der Mitglieder und private Spenden.
  • Die SPÖ (Sozialdemokratische Partei Österreichs) hat insgesamt 72 Mio € (63) erhalten. Ein beachtlicher Teil davon stammt aus staatlichen Mitteln, ergänzt durch Mitgliedsbeiträge und Spenden.
  • Die FPÖ (Freiheitliche Partei Österreichs) liegt mit 49 Mio € (39) deutlich hinter den beiden größeren Parteien. Ihre Finanzen speisen sich hauptsächlich aus staatlichen Zuschüssen, mit kleineren Anteilen aus Mitgliederbeiträgen und Spenden.
  • Die Grünen haben 35 Mio € (30) zur Verfügung. Neben der staatlichen Finanzierung tragen hier auch Spenden und Mitgliedsbeiträge bei.
  • Die NEOS (Das Neue Österreich und Liberales Forum) haben 20 Mio € (16) erhalten, wobei der größte Teil aus staatlichen Mitteln kommt und der Rest durch Spenden und Mitgliedsbeiträge aufgebracht wird.
  • Die KPÖ (Kommunistische Partei Österreichs) hat 2 Mio € (2) an Parteienförderung erhalten.

Diese Zahlen zeigen deutlich, wie stark die Parteien von der öffentlichen Hand abhängig sind, was immer wieder Fragen nach der Unabhängigkeit und der politischen Einflussnahme aufwirft. In Deutschland ist die Parteienförderung absolut gesehen mit 219 Mio € für 2024 sogar noch geringer!

Die Kritik an der Parteienfinanzierung in Österreich ist vielschichtig. Hier sind einige der Hauptkritikpunkte:

  1. Transparenzmangel: Es ist oft nicht klar, woher das Geld genau kommt. Wer spendet wie viel? Welche Interessen verfolgen die Spender? Diese Fragen bleiben häufig unbeantwortet, was Misstrauen schürt.
  2. Abhängigkeit von staatlichen Mitteln: Die Parteien sind in hohem Maße von staatlichen Zuschüssen abhängig. Das wirft die Frage auf, ob sie im Sinne ihrer Wähler oder im Sinne der Sicherung ihrer Finanzierung handeln.
  3. Höhe der staatlichen Zuschüsse: Österreich gibt im Vergleich zu anderen Ländern relativ viel Geld für seine Parteien aus. Im Vergleich zu Deutschland z.B. 8 mal so viel. Das wirft Fragen auf: Sollte das Geld nicht lieber in Bildung oder Gesundheit investiert werden?
  4. Einflussnahme durch Großspender: Große Spenden können den Verdacht erwecken, dass die Parteien für die Interessen ihrer Großspender und nicht für das Gemeinwohl arbeiten. Das untergräbt das Vertrauen in die politische Integrität.
  5. Ungleichheit in der Finanzierung: Die Unterschiede in der finanziellen Ausstattung der Parteien können zu einer Ungleichheit im politischen Wettbewerb führen. Die Regelungen begünstigen etablierte Parteien. Kleinere oder neue Parteien haben es schwerer, sich zu etablieren und ihre Botschaften zu verbreiten. Das schränkt die politische Vielfalt ein und mindert den Wettbewerb.
  6. Fehlende Sanktionen bei Verstößen: Wenn Parteien gegen die Regeln der Finanzierung verstoßen, sind die Sanktionen oft milde oder nicht abschreckend genug. Das fördert ein Klima, in dem sich Parteien nicht unbedingt an die Vorgaben halten müssen.

Diese Kritikpunkte zeigen, dass das System der Parteienfinanzierung reformbedürftig ist, um mehr Gerechtigkeit und Transparenz in der politischen Landschaft Österreichs zu gewährleisten.

Autor: Dr. Norbert Stute, 02.09.24, Update: 20.10.25