Vier Menschen sitzen auf Bänken auf einem Parkplatz
Flickr | Benjamin Pender - CC BY-NC 2.0

➡️ Parking Days - Für Verkehrswende und Stadtbegrünung

Am 17. September verwandeln sich weltweit graue Asphaltflächen in lebendige Stadtoasen: Der sogenannte Parking Day ist längst mehr als ein kurioser Aktionstag, er ist ein Symbol für die Verkehrswende und den Kampf um lebenswertere Städte. Entstanden 2005 in San Francisco, als das Design-Kollektiv Rebar einen einzelnen Parkplatz in eine kleine Grünfläche mit Bank und Baum verwandelte, entwickelte sich daraus in kürzester Zeit eine globale Bewegung. Auch heute noch ist das Konzept das selbe: Parkplätze temporär in grüne Oasen, kreative Wohnzimmer, soziale Inseln verwandeln.

Bereits 2010 wurden über 850 solcher Mini-Parks in 183 Städten und 30 Ländern auf sechs Kontinenten dokumentiert. Vier Jahre später zählte man schon mehr als 1.000 Installationen in über 160 Städten in 35 Ländern. Und auch aktuell zeigen die Zahlen eine stetig wachsende Beteiligung – getragen vor allem von lokalen Gruppen, Aktivisten und urbanen Initiativen.

Die Idee hinter dem Aktionstag ist ebenso simpel wie wirkungsvoll: Den öffentlichen Raum neu denken und sichtbar machen, wie sehr unsere Städte vom Auto geprägt sind. Allein in deutschen Großstädten beanspruchen parkende Fahrzeuge Flächen, die zusammengenommen die Größe ganzer Stadtteile erreichen – Flächen, die ebenso gut für Grünanlagen, Spielplätze oder Begegnungsräume genutzt werden könnten. In Zeiten der Klimakrise und steigender Temperaturen in den Innenstädten hat dieser Perspektivwechsel eine enorme gesellschaftliche Bedeutung. Asphaltierte Parkplätze tragen zur Aufheizung bei, während Grünflächen Abkühlung schaffen und die Luftqualität verbessern. Weniger parkende Autos bedeuten zudem weniger Emissionen, geringere Luftbelastung und mehr Platz für aktive Mobilität wie Rad- und Fußverkehr.

Darüber hinaus hat der Parking Day eine klare soziale Dimension. Er lädt dazu ein, urbane Flächen nicht länger dem Auto zu überlassen, sondern sie als Orte für Begegnung, Kultur, Kunst oder einfach Erholung zu nutzen. So entstehen für einen Tag Pop-up-Kinos, Gemeinschaftsgärten oder kleine Bibliotheken – niedrigschwellige Angebote, die allen zugutekommen. Der Aktionstag gilt daher als Paradebeispiel für „taktische Urbanistik“: kleine, temporäre Eingriffe, die langfristige Veränderungen anstoßen. Viele Städte haben aus den einmaligen Aktionen dauerhafte Konzepte wie Parklets oder Fußgängerzonen entwickelt – sichtbare Belege dafür, dass aus kreativen Experimenten politische Maßnahmen erwachsen können.

Eine Statistik zum Individualverkehr in Deutschland
statista 2024

Auch in Deutschland wächst die Beteiligung Jahr für Jahr. In Leipzig etwa werden am 19. September 2024 rund 100 Parkbuchten in der Eisenbahnstraße zu Begegnungsräumen umgestaltet – mit Spielen, Essen, Tanz und Austausch, begleitet von Initiativen wie dem Ökolöwen. Und das internationale Motto für 2025, „Curb the Power: Micro Acts of Civil Joy“, setzt bewusst auf Freude, Kreativität und bürgerschaftliches Engagement, statt auf erhobene Zeigefinger.

Handlungsbedarf bei Verkehr und Klimaschutz

Am Ende geht es um mehr als einen symbolischen Aktionstag. In Deutschland entfallen etwa 20 % der Treibhausgasemissionen auf den Verkehrssektor – ein Anteil, der weit größer ist als in den meisten anderen Bereichen – und Transport gilt als der einzige Sektor, in dem die Emissionen seit 1990 nicht deutlich gesunken sind. Allein im Jahr 2023 wurden dem Umweltbundesamt (UBA) zufolge rund 146 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente im Verkehrssektor freigesetzt – etwa 13 Millionen Tonnen über dem Zielwert, der im Klimaschutzgesetz (KSG) für dieses Jahr festgelegt war.

Europäisch betrachtet dominiert der Straßenverkehr die Emissionen: In der EU entfällt fast 60 % der CO₂-Emissionen auf Pkw und Motorräder, hinzu kommen deutlich steigende Anteile durch Lkw und Busse. Es wird prognostiziert, dass der Verkehrssektor bis 2030 über 44 % der europäischen Emissionen ausmachen könnte – sofern sich die Politik nicht deutlich verschärft.

Zwar zeigt sich vereinzelt Hoffnung: In Europa werden durch den zunehmenden Einsatz von Elektrofahrzeugen Schätzungen zufolge etwa 20 Millionen Tonnen CO₂ im Jahr eingespart – eine notwendige, aber eben noch nicht ausreichend großflächige Wirkung.

Der dringende Bedarf zur Reduktion des Individualverkehrs ist unübersehbar. Initiativen wie der Parking Day zeigen, wie Parkraum zu grünen, gemeinschaftlichen Orten werden kann – als Symbol für eine klimafreundlichere Mobilitätskultur. Städte, die sich an den Bedürfnissen der Menschen statt der Autos orientieren, reduzieren langfristig Emissionen und schaffen mehr Lebensqualität. Der Parking Day macht sichtbar, dass urbane Räume für Menschen gedacht sind – und dass schon kleine Gesten große Wirkung entfalten können.

Autor: Maximilian Stark 10.09.25, lizenziert unter CC BY-SA 4.0

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