Jugend Partizipation

Ratgeber zu ➡️ Jugend & Partizipation
Jugendpartizipation ist ein zentraler Aspekt moderner Gesellschaften, die auf demokratischen Prinzipien basieren. Die aktive Einbindung junger Menschen in Entscheidungsprozesse stärkt nicht nur das Gemeinschaftsgefühl, sondern fördert auch ein nachhaltiges und inklusives Wachstum.
Heute ist es besonders wichtig, jungen Menschen eine Stimme zu geben, da sie von aktuellen und zukünftigen Herausforderungen wie dem Klimawandel, sozialer Gerechtigkeit und Digitalisierung direkt betroffen sind.
Partizipation ermöglicht es der Jugend, ihre Perspektiven einzubringen und Verantwortung für die Gestaltung ihrer Lebenswelt zu übernehmen. Durch Mitsprache und Mitgestaltung können nicht nur innovative Lösungsansätze entwickelt werden, sondern auch das Vertrauen in gesellschaftliche Institutionen gestärkt werden, was letztlich die Demokratie belebt. Jugendpartizipation ist daher essenziell für eine zukunftsfähige Gesellschaft.
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„Junge Menschen sollten an der Spitze globaler Veränderung und Innovation stehen. Wenn sie befähigt werden, können sie entscheidende Akteure für Entwicklung und Frieden sein. Werden sie jedoch an den Rand der Gesellschaft gedrängt, sind wir alle davon betroffen.“ - Kofi Annan

Bereiche der Jugendpartizipation
1. Politik und Gesellschaft
- Teilnahme an Jugendparlamenten oder -räten.
- Engagement in politischen Parteien und Jugendorganisationen.
- Teilnahme an Demonstrationen, Petitionen oder Bürgerinitiativen.
2. Schule und Bildung
- Mitwirkung in Schülervertretungen (SV) oder Schülerzeitungen.
- Beteiligung an der Gestaltung von Lehrplänen, Projekttagen oder Schulfesten.
- Feedback und Vorschläge für bessere Lernbedingungen einbringen.
3. Umwelt und Nachhaltigkeit
- Mitarbeit in Umweltschutzprojekten, wie Bäume pflanzen oder Müll sammeln.
- Unterstützung von Klimaschutzbewegungen, z. B. Fridays for Future.
- Entwicklung nachhaltiger Ideen in der eigenen Schule oder Gemeinde.
4. Kultur und Freizeit
- Mitgestaltung von Jugendzentren, Kulturprojekten, Poetry-Slams oder Festivals.
- Organisation von Sportvereinsaktivitäten, Theatergruppen oder Musikprojekten.
- Förderung von Jugendkunst oder -kultur in lokalen Initiativen.
5. Digitale Räume
- Entwicklung von Apps, Blogs oder Plattformen für Jugendbeteiligung.
- Aktivismus und Meinungsäußerung über soziale Medien.
- Mitgestaltung von Regeln für digitale Plattformen und Datenschutz.
6. Wirtschaft und Arbeitswelt
- Teilnahme an Jugendbeiräten großer Unternehmen.
- Mitgestaltung von Ausbildungsprogrammen oder Jugendprojekten am Arbeitsplatz.
- Förderung fairer Arbeitsbedingungen für junge Arbeitnehmer:innen.
7. Soziales und Gemeinschaft
- Unterstützung benachteiligter Gruppen, z. B. durch Freiwilligendienste oder Nachhilfe.
- Mitarbeit in gemeinnützigen Organisationen oder Nachbarschaftsprojekten.
- Förderung von Integration und Toleranz in der Gesellschaft.
8. Gesundheit und Wohlbefinden
- Mitarbeit in Gesundheitsprojekten, z. B. zur Aufklärung über mentale Gesundheit oder Drogenprävention.
- Mitgestaltung von Bewegungs- und Ernährungsprogrammen für junge Menschen.
- Engagement in Selbsthilfegruppen oder Initiativen zur Förderung des Wohlbefindens.
9. Wissenschaft und Forschung
- Teilnahme an Wettbewerben wie „Jugend forscht“.
- Einbringen von Ideen in Citizen-Science-Projekte, bei denen Bürger:innen in Forschungsprojekte eingebunden werden.
- Förderung von Bildungsprojekten zu neuen Technologien, wie KI, Robotik oder Klimaforschung.
10. Stadtentwicklung und Infrastruktur
- Mitgestaltung von jugendgerechten öffentlichen Räumen, wie Parks, Spielplätzen oder Jugendtreffs.
- Teilnahme an Stadtplanungskonferenzen oder Workshops zur Verkehrs- und Infrastrukturentwicklung.
- Entwicklung von Konzepten für nachhaltige Mobilität, wie Radwege oder Sharing-Systeme.
11. Religion und Ethik
- Engagement in Jugendgruppen von Kirchen, Moscheen oder anderen religiösen Gemeinschaften.
- Organisation von Friedens- oder Solidaritätsaktionen in der Gemeinde.
- Mitwirkung an interreligiösen Dialogen oder ethischen Debatten.
12. Internationale Zusammenarbeit
- Teilnahme an internationalen Austauschprogrammen oder Jugendkonferenzen.
- Engagement in Organisationen wie UNICEF, Amnesty International oder Greenpeace.
- Förderung von Projekten zu globaler Gerechtigkeit und interkulturellem Austausch.
13. Medien und Journalismus
- Mitarbeit in Jugendredaktionen, z. B. für Schülerzeitungen, Online-Blogs oder Podcasts.
- Mitwirkung bei Film- und Videoprojekten, die die Perspektive junger Menschen zeigen.
- Engagement in der Aufklärung über Fake News und Medienkompetenz.
14. Recht und Justiz
- Teilnahme an Projekten, die jungen Menschen alternative Formen von Konfliktlösung näherbringen.
- Einsatz für die Rechte von Jugendlichen, z. B. in der Kinderrechtsarbeit.
- Mitgestaltung von Präventionsprogrammen zu Themen wie Cybermobbing oder Gewalt.
15. Wissenschaft und Technik
- Aufbau von Maker-Spaces oder Tech-Labs für Jugendliche.
- Entwicklung technischer Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen.
- Teilnahme an Hackathons oder Innovationswettbewerben.
16. Krisenhilfe und Katastrophenschutz
- Mitarbeit in Rettungsdiensten oder bei der freiwilligen Feuerwehr.
- Unterstützung in lokalen Hilfsaktionen, z. B. nach Naturkatastrophen.
- Entwicklung von Projekten zur Katastrophenprävention oder Sensibilisierung.
17. Verbraucherschutz und Wirtschaftsethik
- Mitgestaltung von Projekten, die sich für fairen und nachhaltigen Konsum einsetzen.
- Engagement in Jugendbewegungen gegen Ausbeutung, z. B. für faire Mode oder Lebensmittel.
- Förderung von Initiativen, die verantwortungsbewusste Finanzbildung vermitteln.
Diese Vielfalt zeigt, dass Partizipation keine Grenzen kennt. Jugendliche können in fast jedem Bereich des Lebens aktiv mitgestalten und sich einbringen, wenn sie die Möglichkeit dazu erhalten.
Wichtige Anlaufstellen
- Jugendorganisationen und Verbände
Lokale, nationale oder internationale Jugendverbände bieten oft Programme, Projekte und Informationen zur Mitgestaltung an, z. B. der BUNDjugend, Deutsche Jugendring oder die Deutsche Jugendpresse. - Online-Plattformen
Webseiten wie beteiligung.de, jugendbeteiligung.info oder youpaN informieren gezielt über Partizipationsprojekte und bieten praktische Anleitungen zur Mitgestaltung. - Schulen und Bildungseinrichtungen
Schulen veranstalten häufig Workshops, Projekttage oder Jugendparlamente, bei denen Jugendliche lernen können, wie sie ihre Stimme einbringen können. - Kommunale Angebote
Viele Städte und Gemeinden bieten Jugendräte, Stadtteilprojekte oder Bürgerbeteiligungsformate speziell für junge Menschen an. - Soziale Medien und Influencer
Plattformen wie Instagram, TikTok oder YouTube können inspirieren, da viele Initiativen und Aktivist:innen dort Informationen über Partizipation und ihre Erfahrungen teilen. -
Stiftungen und politische Institutionen
Stiftungen wie die Friedrich-Ebert-Stiftung oder politische Bildungszentren wie die Bundeszentrale für politische Bildung bieten Workshops und Informationsmaterial zur politischen Mitgestaltung an.

Vorbilder und Beispiele für Jugendpartizipation
1. Greta Thunberg und Fridays for Future
Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg ist ein bekanntes Beispiel für Jugendpartizipation. Sie initiierte die globale Bewegung Fridays for Future, bei der Millionen Jugendliche für Klimaschutzmaßnahmen demonstrieren. Diese Bewegung hat weltweit politische Diskussionen beeinflusst und das Bewusstsein für die Klimakrise geschärft.
2. Malala Yousafzai
Malala Yousafzai, Friedensnobelpreisträgerin und Bildungsaktivistin, setzte sich bereits in jungen Jahren für das Recht von Mädchen auf Bildung ein. Trotz eines Attentats setzte sie ihren Einsatz fort und gründete den Malala Fund, der weltweit Bildungsprojekte unterstützt.
3. Schülerparlamente und Jugendräte
In vielen Ländern, darunter Deutschland, gibt es Jugendparlamente und Schülervertretungen, die als Sprachrohr für die Interessen junger Menschen fungieren. Diese Gremien haben in lokalen und nationalen Kontexten maßgeblich dazu beigetragen, dass die Anliegen Jugendlicher Gehör finden.
4. #BlackLivesMatter Youth Movement
Jugendliche weltweit haben sich in der Black Lives Matter-Bewegung organisiert, um gegen Rassismus und Diskriminierung zu kämpfen. Viele junge Aktivist:innen haben über soziale Medien Aufmerksamkeit generiert und lokale Proteste initiiert.
5. Boyan Slat und The Ocean Cleanup
Boyan Slat begann als Teenager, sich für den Schutz der Ozeane einzusetzen. Mit seiner Initiative The Ocean Cleanup entwickelte er Technologien, um Plastikmüll aus den Weltmeeren zu entfernen. Seine Arbeit inspiriert Jugendliche weltweit, sich für den Umweltschutz zu engagieren.
6. Yara Shahidi und „We Vote Next“
Die US-amerikanische Schauspielerin und Aktivistin Yara Shahidi gründete die Initiative We Vote Next, um junge Menschen zur politischen Teilhabe zu motivieren und sie über das Wählen aufzuklären. Ihr Engagement zeigt, wie Jugendliche Einfluss auf demokratische Prozesse nehmen können.
7. Internationaler Kinderfriedenspreis-Gewinner
Jedes Jahr wird der Internationale Kinderfriedenspreis an junge Menschen verliehen, die sich für Frieden, Bildung, Umwelt oder soziale Gerechtigkeit einsetzen. Beispiele sind:
- Divina Maloum (Kamerun), die Jugendliche mobilisiert, um den Frieden in Konfliktgebieten zu fördern.
- Mohamad Al Jounde (Syrien), der eine Schule für geflüchtete Kinder gründete.
8. Organisation von Schülerstreiks
In Deutschland und anderen Ländern haben Schüler:innen durch Proteste und Streiks wichtige Themen wie Bildungsgerechtigkeit oder den Zustand von Schulgebäuden auf die politische Agenda gebracht.
9. Schülerzeitungen und Jugendblogs
Viele junge Menschen nutzen Plattformen wie Schülerzeitungen, Blogs oder soziale Medien, um auf Missstände aufmerksam zu machen. So haben Initiativen wie Youth Journalism International jungen Stimmen eine globale Bühne gegeben.

Partizipation beginnt Zuhause
Partizipation beginnt im Elternhaus, wenn Eltern ihren Kindern Vertrauen entgegenbringen, ihre Meinungen ernst nehmen und sie in Entscheidungen einbeziehen. Die im Frühjahr 2024 befragten Kinder und Jugendlichen dürfen vor allem in der eigenen Familie häufig mitbestimmen. Dies zeigt, wie wichtig das familiäre Umfeld für die Entwicklung von Mitbestimmungskompetenzen ist. Knapp 30 Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen gaben an, in der Schule bzw Klasse häufig mitbestimmen zu dürfen.
Hier zeigt sich ein Potenzial für Verbesserungen, da Schule ein zentraler Ort ist, um demokratische Werte und Partizipationsmöglichkeiten zu fördern. Die Studie verdeutlicht, dass Partizipation nicht nur ein Recht, sondern auch ein Lernprozess ist, der durch aktive Einbindung gefördert wird. Eine frühe Mitbestimmung stärkt das Selbstbewusstsein, das Verantwortungsbewusstsein und die Fähigkeit, die eigene Stimme auch in größeren gesellschaftlichen Kontexten einzusetzen. Dies legt den Grundstein für eine engagierte, demokratische Bürgergesellschaft.
Aktive Partizipation – wie du beginnen kannst
1. Themen finden, die dir wichtig sind
Überlege, welche Themen oder Probleme dich besonders bewegen. Ob Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit oder Mitgestaltung in der Schule – Leidenschaft für ein Thema motiviert und hält dich am Ball.
2. Informiere dich
Sammle Informationen über das Thema, das dich interessiert zum Beispiel bei Bessere Welt Info. Schau nach lokalen Gruppen, Organisationen oder Initiativen, die bereits in dem Bereich aktiv sind. Wissen ist der erste Schritt zu erfolgreicher Mitgestaltung.
3. Klein anfangen
Starte mit überschaubaren Projekten oder Aufgaben. Du könntest z. B. bei einer bestehenden Initiative mithelfen oder ein eigenes kleines Projekt starten.
4. Netzwerke aufbauen
Suche Gleichgesinnte, die deine Interessen teilen. Gemeinsames Engagement ist oft effektiver und motivierender. Nutze dafür Schulen, Jugendzentren oder soziale Medien.
5. Sprich deine Ideen an
Scheue dich nicht, Vorschläge zu machen und Verantwortung zu übernehmen. Ob in der Schülervertretung, im Verein oder bei einer öffentlichen Diskussion – jede Stimme zählt!
6. Sei hartnäckig
Veränderungen brauchen oft Zeit. Lass dich nicht entmutigen, wenn du nicht sofort sichtbare Erfolge siehst. Kontinuität und Geduld sind wichtig.
7. Engagement sichtbar machen
Nutze soziale Medien, um deine Ideen und Projekte zu teilen. So erreichst du mehr Menschen und inspirierst andere, sich ebenfalls zu engagieren.
8. Offen bleiben für Neues
Sei bereit, von anderen zu lernen und dich auf neue Perspektiven einzulassen. Partizipation lebt vom Austausch und der Vielfalt.
9. Fortbildungen und Workshops besuchen
Viele Organisationen bieten Seminare zu Themen wie Projektmanagement, Kommunikation oder politischer Bildung an. Sie helfen dir, deine Ideen besser umzusetzen.
10. Feiere Erfolge – auch kleine!
Jeder Schritt zählt. Reflektiere deine Erfolge, und nutze sie als Motivation für die nächsten Schritte.

Jugendpartizipation in der Zukunft
Wir wünschen uns eine Zukunft, in der viel mehr Jugendliche aktiv zur Gestaltung der Gesellschaft beitragen und ihre Ideen mutig einbringen. Eine Gesellschaft, die junge Stimmen ernst nimmt, profitiert von ihrer Kreativität, ihrem Innovationsgeist und ihrer Perspektive. Jugendliche, die sich engagieren, übernehmen Verantwortung und setzen wichtige Impulse für Themen wie Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit oder Digitalisierung.
Vorbilder wie Greta Thunberg oder Malala Yousafzai zeigen, dass selbst junge Menschen große Veränderungen bewirken können. Doch dafür braucht es auch unterstützende Strukturen: Schulen, Familien und Organisationen sollten Jugendliche ermutigen, sich einzubringen. Wenn wir gemeinsam diese Vision fördern, schaffen wir eine lebendige, demokratische und nachhaltige Gesellschaft, in der jeder seine Stimme einbringen kann – besonders die Jugend.
Autorin: Jasmin, 28.11.24 - Artikel lizenziert unter CC BY-NC-ND 4.0
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- Jugendbeteiligung.at
- Jugendbeteiligung - Wikipedia
- Kommunale Kinder- und Jugendbeteiligung - lpb BW
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- Kinder- und Jugendbeteiligung - BMFSFJ
- Qualitätsstandards für Beteiligung von Kindern und Jugendlichen - BMFSFJ
- Partizipation von Kindern und Jugendlichen - bpb
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- Kulturpass-App: Gerade 18 geworden? Dann gibt’s 200 Euro für Kultur - Good News 10/23
- Politische Partizipation: Was motiviert Jugendliche? - Soziale Sicherheit 11/22
- Leitfaden für Kinder- und Jugendpartizipation in Gemeinden - Kommunalnet 03/22
- Partizipation in der Kinder- und Jugendarbeit - Wienxtra 01/09
- Kinder und Jugendpartizipation in Deutschland - Bertelsmann Stiftung 01/05
- Buch: Kinder- und Jugendbeteiligung in Deutschland
- Buch: Jugend, Partizipation und Migration 2009
- Buch: Kinder- und Jugendpartizipation: Im Spannungsfeld von Interessen und Akteuren 2005
- Video: Kinder-und Jugendbeteiligung in Kommunen - Landestreffen "Stimmrecht!" 2019
- Video: jung & aktiv. Jugendbeteiligung in NRW 2/21