➡️️ Kaschmir-Konflikt – Anhaltender tödlicher Streit zwischen Indien & Pakistan

Der langjährige Territorialkonflikt zwischen Indien und Pakistan belastet diese Himalaya-Region seit der Teilung Britisch-Indiens im Jahr 1947. Der Konflikt ist verwurzelt in Kolonialismus, Terrorismus sowie sozialen, religiösen und historischen Faktoren.

Sowohl Indien als auch Pakistan erheben Anspruch auf Kaschmir, aber keiner der beiden Staaten hat die vollständige Kontrolle über die Region. Dies hat zu jahrzehntelangen Auseinandersetzungen und einer komplexen geopolitischen Lage geführt, die keine Anzeichen einer Stabilisierung zeigt.

Die Geschichte des Kaschmir-Konflikts

Die ethnisch vielfältige Himalaya-Region Kaschmir ist bekannt für ihre Schönheit, ihre beeindruckenden Bergpanoramen und glasklaren Seen. Doch seit Indien und Pakistan 1947 ihre Unabhängigkeit von Großbritannien erlangten, ist Kaschmir eine der am stärksten militarisierten Zonen der Welt.

Der erste indisch-pakistanische Krieg begann, nachdem sich der Fürstenstaat Jammu und Kaschmir trotz seiner mehrheitlich muslimischen Bevölkerung Indien anschloss – eine umstrittene Entscheidung, die laut Pakistan unter Zwang getroffen wurde. Eine von den Vereinten Nationen vermittelte Waffenruhe wurde vereinbart und die sogenannte Kontrolllinie (Line of Control) festgelegt, die bis heute als De-facto-Grenze dient.

 

Eine Karte von Kaschmir und den Regionen
Wiki | Furfur - CC BY-SA 4.0

Damals wurde empfohlen, eine Volksabstimmung zur Zukunft der Region durchzuführen – diese fand jedoch nie statt. Da keine Seite zu Verhandlungen oder Diplomatie bereit war, hält der Konflikt bis heute an. Weitere Kriege 1965 und 1999 sowie anhaltende Scharmützel haben dazu geführt, dass die Bevölkerung Kaschmirs den Großteil des Leids tragen muss.

Die strategische Lage der Region sowie ihre religiöse Vielfalt – Muslime, Hindus und Buddhisten – tragen zur Komplexität des Konflikts bei. In letzter Zeit haben Angriffe militanter Gruppen die beiden Staaten an den Rand einer weiteren Eskalation gebracht. Seit 1989 leistet das von Indien verwaltete Kaschmir Widerstand gegen Delhi. Der bewaffnete Aufstand richtet sich sowohl gegen Sicherheitskräfte als auch gegen Zivilisten. Viele muslimische Kaschmiris unterstützen das Ziel, das Gebiet mit Pakistan zu vereinen oder es als unabhängigen Staat zu etablieren.

Hindu-Nationalismus

Der indische Premierminister Narendra Modi ist seit seinem Amtsantritt 2014 ein zentraler Vertreter des Hindu-Nationalismus. Kurz danach begann seine Regierung mit einer brutalen Sicherheitsoperation in indisch verwaltetem Kaschmir. 2019 hob er zudem den Autonomiestatus der Region auf, den diese seit 1949 innehatte.

Erstmals durften Außenstehende in Kaschmir Land kaufen – viele sehen darin den Versuch, die Kaschmiris zu enteignen und den muslimischen Bevölkerungsanteil zu reduzieren. Tödliche militärische Auseinandersetzungen haben erneut das Leid der Kaschmiris ins globale Bewusstsein gerückt.

 

Ein Soldat in einem Panzer in Kaschmir
Jrapczak | CC BY-SA 3.0

Nukleare & militärische Fähigkeiten

Indien und Pakistan verfügen über erhebliche nukleare und militärische Kapazitäten, was die Region zu einem sicherheitspolitischen Brennpunkt macht. Der langanhaltende Konflikt um Kaschmir beeinflusst weiterhin die Militärstrategien und Verteidigungshaltungen beider Länder.

Selbst ein begrenzter Atomkrieg zwischen Indien und Pakistan könnte innerhalb einer Woche 20 Millionen Menschen töten. Im Falle eines nuklearen Winters wären fast zwei Milliarden Menschen in Entwicklungsländern von Hunger bedroht.

Pakistan 

Pakistan verfügt über etwa 170 Atomsprengköpfe. Es ist weder Mitglied des Atomwaffensperrvertrags (NPT) noch verfolgt es eine No-First-Use-Politik.
Die pakistanische Armee zählt mit rund 560.000 aktiven Soldaten zu den größten weltweit. Ihre militärische Stärke wird auf Rang 12 eingestuft. Wichtigster Waffenlieferant ist China.

Indien

Indien besitzt schätzungsweise 180 Atomsprengköpfe. Auch Indien ist kein Mitglied des NPT, bekennt sich jedoch zur No-First-Use-Doktrin.
Die indischen Streitkräfte sind doppelt so groß wie die Pakistans, mit etwa 1,3 Millionen aktiven Soldaten. Sie belegen weltweit Rang 4 in der militärischen Stärke. Hauptlieferanten für Waffen sind Russland, Frankreich und Israel.

 

Eine Demo für die Freiheit Kaschmirs
Flickr | Steve Eason

Menschenrechtslage in Kaschmir

Seit der Aufhebung des Autonomiestatus im Jahr 2019 hat sich die Menschenrechtslage in Kaschmir verschlechtert. Die Regierung beschränkt verschiedene Freiheiten, darunter Versammlungsfreiheit, Meinungsfreiheit, Bewegungsfreiheit und Vereinigungsfreiheit.

Indische Sicherheitskräfte führen willkürliche Festnahmen, gewaltsames Verschwindenlassen, außergerichtliche Tötungen und übermäßige Gewaltanwendung durch – oft ohne Konsequenzen. Religiöse Minderheiten, Journalisten und Menschenrechtsaktivisten sind Ziel gezielter Angriffe, willkürlicher Verhaftungen und Inhaftierungen.

Zwischen 2019 und 2021 wurde das Internet in Jammu und Kaschmir für 500 Tage abgeschaltet – offiziell, um die Verbreitung falscher Informationen zu verhindern. Die Abschaltungen führten zu einem Informationsstillstand, behinderten Kommunikation, Zugang zu Diensten und brachten die Wirtschaft zum Erliegen.

Zivilisten geraten zwischen die Fronten der Konfliktparteien. Sie leben in Angst vor Terrorismus, erfahren Vertreibung, psychisches Trauma und leiden unter einer schwachen, instabilen Wirtschaft. Trotz des enormen sozialen und humanitären Bedarfs investieren Indien und Pakistan einen erheblichen Teil ihrer Haushalte in Verteidigung. Die massive Militarisierung behindert Investitionen und wirtschaftliches Wachstum – besonders in Kaschmir, wo der Tourismus wegen der instabilen Lage oft brachliegt.

Der jahrzehntelange Konflikt hat den innerregionalen Handel stark eingeschränkt, was Armut, Arbeitslosigkeit und wirtschaftlichen Stillstand weiter verschärft. Das reiche kulturelle Erbe der Region, geprägt von indischen, persischen und zentralasiatischen Einflüssen, wird von der Gewalt überschattet. Soziale Spaltung und Polarisierung nehmen zu – eine ganze Generation wächst in Unsicherheit und Instabilität auf.

 

Eine Berglandschaft in Kaschmir
BeeWas | CC BY-SA 4.0

Frieden für Kaschmir

Friedensbemühungen, einschließlich bilateraler Gespräche und internationaler Vermittlungen, haben bisher nur begrenzten Erfolg gezeigt. Die Lage bleibt angespannt – Menschenrechtsfragen und Forderungen nach Selbstbestimmung prägen weiterhin die Debatte.

Eine der frühesten bedeutenden Friedensinitiativen war das Eingreifen der Vereinten Nationen 1948, das zu einem Waffenstillstand und zur Einrichtung der Kontrolllinie führte. Doch dies konnte die Gewalt nicht dauerhaft beenden.

In den späten 1990er und frühen 2000er Jahren gab es mehrere diplomatische Versuche. Die Lahore-Erklärung 1999 war ein bedeutender Schritt, bei dem sich beide Staaten zu bilateralen Gesprächen bekannten. Doch der Kargil-Konflikt im selben Jahr belastete die Beziehungen erneut schwer.

2004 wurde mit der Islamabad-Erklärung ein neuer Dialogprozess eingeleitet, der alle offenen Fragen – einschließlich Kaschmir – thematisierte. Zwar sank die Gewalt kurzfristig, doch Terroranschläge und politische Umbrüche ließen die Fortschritte stagnieren.

Kaum vergeht eine Woche ohne Anschlag oder tödliche Gefechte zwischen Aufständischen und Sicherheitskräften. Immer mehr junge Kaschmiris schließen sich militanten Gruppen an – aus wachsender Wut auf den indischen Staat, während zivile Stimmen unterdrückt werden.

Viele Kaschmiris fühlen sich machtlos. Die Repression nimmt zu, und Modis Versprechen, ein regionales Parlament einzusetzen, blieb unerfüllt. Sowohl pro-indische als auch separatistische Gruppen fordern in seltener Einigkeit Neuwahlen.

Freie und faire Wahlen, die Wiederherstellung des Bundesstaats Jammu und Kaschmir sowie die Garantie individueller Grundrechte sind Voraussetzungen für dauerhaften Frieden, Stabilität und Demokratie.

Autorin: Rachael Mellor, Übersetzung: Maximilian Stark 08.05.25 lizensiert unter CC BY-SA 4.0

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